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Das «Kirchberg-Syndrom»: grosse Projekte im kleinen Land: Bauen und Planen in Luxemburg

Pages 14-28 | Published online: 22 May 2013
 

Abstract

The paper deals with planning strategies and building practices in the Grand Duchy of Luxembourg, particularly in its capital, Luxembourg City, which is a small but highly internationalized metropolis. The main goal of the paper is to reconstruct local planning trajectories, starting with the 1960s urban extension of the European quarter and banking district of the Kirchberg Plateau. Since then, spatial planning in city and country seem to favor relatively large-scale projects, considered as drivers of both economic growth and apparently sustainable patterns of spatial development. This particular style of planning and policy-making has been coined the Kirchberg Syndrome.

However, the tendency to favor big projects (of which the new, €1 billion university campus/ science district in Esch-Belval is the most recent incarnation) faces serious problems, such as the dominance of office space, a lack of urban integration, and the high risks of financing and implementation. It also happens in a fragmented, intricate environment of urban policy, characterized by small towns and municipalities, limited public planning capabilities and a rather recent tradition – and thus limited acceptance – of planning, policy and regulation. This rather specific “exceptional urbanism” of Luxembourg does not fit in with contemporary planning theories. It can only be understood against the contradictory background of rapid development dynamics, unusually “thick” ways of decision-making and international policy mobilities.

English Title: The Kirchberg Syndrome: LargeScale Projects in a Small Country – On building and planning policies in the Grand Duchy of Luxembourg

Notes

Dazu gehören die Teilnahme im Expertenkreis der Evaluation der Cité des Sciences in Belval mit Blick auf Nachhaltigkeit (Le Fonds Belval, 2010–2011) sowie die Gründung des «Observatoire Belval» als Plattform für den Austausch von Wissenschaft und Praxis zum Standort Belval; die Mitwirkung in den Jurys der Architekturwettbewerbe zur Wohnnutzung auf dem Kirchberg (Fonds d'Urbanisation du Kirchberg, 2011) sowie zur Umnutzung des Geländes «Op de Schmelz» in Dudelange (Fonds du Logement, 2009); schliesslich die Mitwirkung am städtebaulichen Verfahren «Midfield» (Gemeinden Luxembourg und Hesperange, Ministerium für Nachhaltigkeit, 2010) sowie im Steuerungskreis für die Machbarkeitsstudie eines Stadtentwicklungsfonds (JESSICA) für die Nordstad (Europäische Investitionsbank/BEI, 2009–2010).

Die Hauptstadt hat seit Ende Oktober 2012 100 000 Einwohner, Esch-sur-Alzette ca. 30 800 Einwohner (2012), alle anderen Städte liegen deutlich darunter (Daten nach STATEC).

Regierungsdokument zur Bewerbung Luxemburgs um die Ansiedlung europäischer Institutionen, in Delli-Zotti, C.; Schmiz, R. (1991), Learning from the urban fringe. Oxford Polytechnic: 20 (zitiert bei Notrott Citation1996: 9).

«Fassaden schweigen dich an», betitelte eine deutsche Tageszeitung vor wenigen Jahren ihren Befund, dass hier Solitäre ohne Zusammenhang dominieren würden (Dankwart Guratzsch, in Die Welt vom 8. August 2008).

Aménagement du Territoire (1999): Memorial A-No 61 – Journal Officiel du Grand-Duché de Luxembourg. Luxemburg.

Vielsagend ist in diesem Kontext die Formulierung, dass der Staat nach Art. 107 der Konstitution sowie Art. 107 des Kommunalgesetzes (Loi communale) eine Vormundschaft («tutelle») über die Gemeinden ausübt.

Zu den zentralen Plänen und Programmen gehören neben dem Programme Directeur und dem IVL die vier Sektorpläne für die Entwicklung von Wohnen, Verkehr, Landschaft und Industrie/Gewerbe, die seit geraumer Zeit im Entwurf vorliegen und über die noch in 2013 politisch, d. h. auch ressortübergreifend entschieden werden soll. Zur Wohnungsbaupolitik hat die Regierung 2008 ein finanzielles Anreizprogramm vorgelegt, das mittlerweile von 103 Gemeinden unterzeichnet wurde (Pacte logement – Memorial A-No 159 – Journal Officiel du Grand-Duché de Luxembourg, 27. 10. 2008). Ein weiteres relevantes Dokument ist der Nationale Nachhaltigkeitsplan (PNDD, 2001), der von der Regierung querschnittsartig verfolgt wird und zu dem seit 2011 ein Zwischenstand vorliegt (Ministerium für Nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen / Joachim H. Spangenberg Citation2011).

Das 80-Hektar-Projekt Ban de Gasperich, das auf der 2011 Expo-Real in München den GoldStandard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten hat, bezeichnete die Immobilienzeitung vom 4. 10. 2011 als «Riesenquartier für Luxemburg».

Auch die Realisierung des neuen Stadtquartiers Belval durch die Entwicklungsgesellschaft Agora wurde im Rahmen einer Vorzertifizierung mit dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet.

Ein konkretes Beispiel ist der integrierte Plan für die interkommunale Entwicklung, Plan intégré de développement pluricommunal (PIDP), den die fünf Teilnehmer-Gemeinden der DICIKonvention gemeinsam mit dem Staat entwickelt haben.

Im Ranking der «Globalization and World Cities»-Forschungsgruppe an der Universität Loughboro ist die Stadt Luxemburg auch 2010 in der zweiten Kategorie «Beta» positioniert, gemeinsam mit Hauptstädten wie Oslo (Norwegen), Budapest (Ungarn) oder Bukarest (Rumänien) bzw. deutlich grösseren Metropolen wie Manchester (UK), Seattle oder Minneapolis (USA), Kapstadt (Südafrika) oder Auckland (Neuseeland), vgl.: http://www.lboro.ac.uk/gawc/world2010t.html.

Stellvertretend für viele Positionen entgegnete ein hoher Regierungsvertreter auf die These vom «Kirchberg-Syndrom», dass Luxemburg mit seinen grossen Vorhaben immer gut gefahren sei.

Vielsagend ist hier auch, dass der ungewohnt kritische Zwischenbericht zur Umsetzung des nationalen Nachhaltigkeitsplans (MDDI/Spangenberg 2011) zu diesem Punkt keinerlei Aussage macht, obwohl Partizipation zweifellos zu den Essentials der Nachhaltigkeit gezählt werden kann.

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Notes on contributors

Markus Hesse

Markus Hesse ist Professor für Stadtforschung an der Universität Luxemburg, Fakultät für Humanwissenschaften und befasst sich u. a. mit Theorie und Empirie der Raumund Stadtentwicklung. Zu seinen Schwerpunkten gehören hier neben Grundsatzfragen der Stadtentwicklung – insbesondere Urbanisierungsprozesse – auch vergleichende Forschungsansätze.

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