'S isch au kei wort verlore': Das hebelhaus im wiesental als ambivalenter erinnerungsort

Abstract

Das Haus, in dem Hebel einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hat, war für ihn zeitlebens ein widersprüchlicher Projektionsort. 1960 richtete die Gemeinde Hausen dort ein Heimatmuseum ein, das im Jubiläumsjahr 2010 zu einem Ort der Literatur umgestaltet wurde. Der vorliegende Beitrag reflektiert die Neukonzeption in einer grenzüberschreitenden Erinnerungslandschaft, in der Hebel als Integrationsfigur dem soziokulturellen Wandel in der Moderne gegenüber immun zu sein scheint. Die Ausstellung am authentischen Ort wird nun durch das zusammengehalten, was in einem Literatur-museum die größte Glaubwürdigkeit verspricht: durch die Literatur selbst, hier durch die Alemannischen Gedichte, deren ungenanntes Zentrum dieses Haus ist. Die Erinnerungsgeschichte des Hauses wurde in ein Konzept integriert, das das Hebelbild vom genügsamen Dichter mit Respekt vor der lokalen Tradition zu differenzieren sucht und zeigt, wie dieser Arbeiter am Abgrund, dessen schlicht anmutenden Texten die Unbeständigkeiten und Grenzzustände seiner Jugendzeit lebendig eingeschrieben bleiben, Autoren über poetologische und weltanschauliche Grenzen hinweg an sich bindet.