Zusammenfassung
Bei der Übersetzung von Matthäus 28,19 stellt sich die Frage, ob πάντα τα εθνη übersetzt werden soll mit dem universalen ‘Völker’, inklusiv Israel, oder mit ‘Heidenvölker’. Im Gegensatz zu dem was in der—übrigens verhältnismäßig sparsamen Literatur—behauptet wird, wird in diesem Aufsatz argumentiert, daß weder in der hebräischen noch in der griechischen Bibel ein Anlaß gefunden wird, um τα εθνη durchgängig mit ‘Heidenvölker’ zu übersetzen. Das gleiche gilt für die Texte des Mattäusevangeliums. Es zeigt sich daß der Zusammenhang in jedem einzelnen Fall bestimmend ist. Die historische Frage, ob Matthäus überhaupt an eine Mission zu den Völkern, inklusiv Israel, gedacht haben könnte wegen der schon damals bestehenden Spannung zwischen ‘Judentum’ und ‘Christentum’, kann auf Grund des Textes nicht beantwortet werden. Es kann nur festgestellt werden, daß Matthäus diese Spannung zwar kannte, daß er aber in seiner ‘frohen Botschaft’ über diese Spannung hinaus die Vollmacht, die Jesus für alles und alle von seinem Vater erhalten hat, bestimmend fand.