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Original Article

Der Beitrag Österreichs an Der Entwicklung Der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde 1850-1910

Pages 193-199 | Published online: 08 Jul 2009
 

Abstract

Wenn wir von der Beteiligung Österreichs sprechen beim Aufbau der medizinischen Spezialdisziplin der Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, müssen wir gleich einleitend darauf verweisen, dass das Österreich von einst bis zum Jahre 1910 mit dem heutigen Österreich eben nur zum Teil identisch ist. Das alte Österreich-Ungarn war ein 50-Millionenstaat und setzte sich aus einer grossen Reihe von Nationen zusammen, die heute staatliche Selbstän-digkeit erreicht haben. Es sei gerne zugegeben, dass der Brennpunkt medi-zinischer Forschung vornehmlich das heutige österreichische Territorium war, die Forscher selbst aber gehörten teilweise verschiedenen Nationen an oder trugen zumindest gemeinsames Erbgut verschiedener Nationen in sich. Eine Darstellung des grossen Anteiles Österreichs an der Entwicklung der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mag also sehr viel Anerkennung für Österreich beinhalten, nicht zuletzt aber darf diese Anerkennung auch den mit dem heutigen Österreich in so naher Verwandtschaft gestandenen Nationen nicht versagt bleiben. Diese Tatsache allein erhellt den ausserordentlichen Wert internationaler Pflege der Wissenschaft. Man könnte es als ein Experiment im kleinen bezeichnen, das uns das alte Österreich vor Augen geführt hat.

Die Spiegeluntersuchung von Kehlkopf und Rachen und damit die Geburt des medizinischen Spezialfaches der Hals-Nasen- und Kehlkopfheilkunde gehört zu den denkwürdigen Leistungen auf medizinischem Gebiet Osterreichs im vergangenen Jahrhundert. Hören wir uns an wie das vorsichging.

Prof. Dr. Ludwig Türck, ao. Professor der medizinischen Fakultät in Wien und Primararzt des Allgemeinen Krankenhauses, beschreibt in seinem beruhmten Buch Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes und der Luftröhre 1866 den Werdegang dieser bedeutsamen klinischen Entdeckung. Er sagt daruÜber:, Halb durch Zufall war ich ohne von meinen Vorgängern zu wissen auf die Idee verFällen, einen kleinen Spiegel zur Untersuchung von Kehlkopf-krankheiten zu verwenden. Erst als ich im Sommer 1857 das Kehlkopfinnere an einem Kranken meiner Abteilung meinem Kollegen Physiologe Prof. Karl Ludwig gezeigt hatte, erfuhr ich von den Untersuchungen Garcias in London aus dem Jahre 1855.

Zu dieser Zeit kam Prof. Johann Czermak, damals Professor der Physiologic in Krakau, später in Budapest, der längere Zeit in Wien anwesend war und der von seinen Versuchen gehört hatte, zu Türck, um seinen Kehlkopf-spiegel in Augenschein zu nehmen zur Vornahme physiologischer Versuche. Am 16. März 1858 begab sich Czermak zu Türck und ersuchte ihn den Gebrauch der ihm geborgten Kehlkopfspiegel zu gestatten. Am 27.3. erschien nun von Czermak ein Artikel, dessen Zweck darin bestand die praktische Anwendung des Kehlkopfspiegels der ärztlichen Welt dringend zu empfehlen. Am 9.4.1858 sah sich Türck veranlasst in der Sitzung der Gesellschaft der Arzte in Wien seine Prioritat zu wahren; diese wurde von Czermak ausdriick-lich anerkannt. Czermak gab auch zu, dass er von Tiircks Kehlkopfspiegel durch Prof. Ludwig erfahren hatte und dass Türck die eigenen Versuche Garcias nicht gekannt habe. Damit begann wohl der sattsam bekannte Prioritatsstreit uÜber die Konstruktion und klinische Anwendung des Kehlkopfspiegels, der gerechterweise zu Gunsten Türcks in der Gelehrtenwelt entschieden wurde. Ein weiterer Schritt zur Vervollkommnung der klini-schen Untersuchungsmethode bedeutete allerdings die kunstliche Beleuch-tung. Hier hat Czermak ohne Zweifel grundlegende Neuerungen geschaffen. Einen wichtigen Zusatz und eine weitere Vervollkommnung der klinischen Untersuchungsmethoden hat Czermak durch die Einführung der Rhinoskopia anterior und posterior geschaffen. Endlich gesellte sich zu diesen Methoden noch die Untersuchung der Luftrohre durch Türck, der die Untersuchungsmethoden dann noch in der sogenannten Turckschen Stellung bei vorgeneig-tem Kopfe mit gelegentlicher Neigung des Kopfes nach links oder rechts erstmalig angewendet hat.

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