Abstract
In einer früheren Arbeit konnten wir an Hand akustischer Messungen darlegen, daß der Schalleitungsapparat des Mittelohres auch bei der Übertragung von Tönen, die über 2000 Hz liegen, maßgeblich beteiligt ist (Schwetz und Cancura). Die Frage nach der Übertragungsart von Tönen im höheren Frequenzbereich interessiert ja heute nicht mehx allein im Rahmen hörphysiologischer Erwägungen, sondern sie ist auch wegen der Abklärung postoperativer Ergebnisse nach hörverbessernden Operationen brennend aktuell geworden (Schwetz). Auf Grund experimenteller Untersuchungen kommt Lüscher zur Ansicht, daß die Trommelfellmembran der mechanisch empfindlichste Teil der Schalleitungskette ist. Es war daher naheliegend, daß das Studium der funktionellen Auswirkungen von Trommelfelldefekten Rückschlüsse auf seine physiologische Leistung erlaubt. Im Vordergrund des Interesses stand die Abhängigkeit des Hörverlustes von Lokalisation und Größe der Trommelfellperforation. Im großen und ganzen wurden dafür zwei Untersuchungswege eingeschlagen: 1. Tierexperimentelle Arbeiten mit artefiziell gesetzten Trommelfelläsionen und Abnahme von cochleären Potentialströmen (Wever, Wagemann, Crowe und Hughson, Bordley und Hardy, Payne und Githler). 2. Kritische Beurteilung der audiologischen Messungen an Patienten mit Trommelfellperforationen (Zöllner, Meyer zum Gottesberge, Müller, Pietrantoni und Bocca). Auf diese Untersuchungen werden wir zum Teil bei der Besprechung unserer eigenen Ergebnisse noch näher einzugehen haben; wir möchten aber schon jetzt betonen, daß gegen diese angeführten Untersuchungen gewisse Bedenken geltend gemacht werden: 1. Eine große Anzahl von Autoren steht der Messung der Cochlearpotentiale im Tierversuch mit Skepsis gegenüber. 2. Die audiologische Befundung von Patienten mit Trommelfellperforationen läßt mögliche pathologische Veränderungen im Mittelohr selbst unberücksichtigt.