Abstract
Die vestibuläre Funktion von 66 Otosklerose-Patienten wurde vor und nach einer Stapedektomie elektronystagmographisch untersucht. Praeoperativ wurde in 28,8% der Fälle ein Spontan-oder richtungsbestimmter Lage-Nystagmus (Nyléns Typ II) nachgewiesen. Die Patienten mit praeoperativen vestibulären Symptomen wiesen im Audiogramm eine schlechtere Funktion des cochleären Endorganes als diejenigen Patienten ohne vestibuläre Störungen auf. Postoperativ wurden folgende Nystagmus-Formen beobachtet: Spontan-Nystagmus, richtungsbestimmter Lage-Nystagmus (Nyléns Typ II) und richtungswechselnder Lage-Nystagmus (Nyléns Typ I). Die maximale Anzahl der postoperativen vestibulären Erscheinungen (73% der Fälle) trat erst am Ende der ersten postoperativen Woche auf. Die Patienten mit postoperativen vestibulären Symptomen wiesen keine entsprechenden Störungen der cochleären Innenohrfunktion auf. Die Pathogenese der festgestellten vestibulären Erscheinungen wird anhang eines histologischen Beispieles besprochen. Für die praeoperativen vestibulären Störungen kommt entweder eine otosklerotische Durchblutungsstörung oder eine Veränderung des biochemischen Gleichgewichtes der Innenohrflüssigkeiten in Frage. Die Reihenfolge im Auftreten der vestibulären Symptome spricht dagegen eher für das postoperative Vorliegen einer entzündlichen labyrinthären Reaktion.