Abstract
Wiederholte, vorübergehende, reizlose Ausschaltungen der freigelegten Großhirnrinde im Bereich des Lobus temporalis mittels Kälteeinwirkung ergaben einen reproduzierbaren Spontannystagmus zur Seite der Rindenkühlung, der trotz aufrecht erhaltener Ausschaltung maximal nur 2 min 30 sec anhielt. Entstehung und Schwinden des Nystagmus werden als Ausdruck einer vorübergehenden Rechts-Links-Tonusdifferenz beider Vestibularsysteme infolge der Unterbrechung des corticofugalen Steuerungseffektes auf das cerebellovestibuläre System gedeutet und in Analogie zu dem Verhalten des cardialen Reizleitungssystems beim Versuch von Stannius gesetzt. Aufgrund der tierexperimentellen Ergebnisse wird eine Beeinflussung des Vestibularapparates durch die Großhirnrinde als sehr wahrscheinlich angesehen.