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EEJA in Action

“Why Couldn’t a Bomb Have Hit Me?”: Letters From a Jewish Woman in 1940s Vienna

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Pages 416-433 | Published online: 23 May 2019
 

ABSTRACT

In 1938, nearly 200,000 Jews lived in Austria. Within four years, only about 7,000 Jews remained. One of those 7,000 was my grandmother, Rosa Weinberger. My grandfather was a non-Jewish resistance fighter, and together they had a son - my father, Peter - in 1943, born shortly after her family was transported to Auschwitz. My grandmother and my father survived the war hiding in Upper Austria, and eventually returned to postwar Vienna. But with her family gone, she was overwhelmed by feelings of grief, distrust and guilt. Lacking any societal support, and caught in the political turmoil of the time, she found relief only in written letters she exchanged with two surviving family members. Those letters are a rare account of daily life for Jews who were able to remain in Nazi territory, and who after the war struggled to rebuild their lives in a country deeply involved in the atrocities.

Disclosure statement

No potential conflict of interest was reported by the authors.

Notes on contributors

Ruth Weinberger, the author of Fertility Experiments in Auschwitz-Birkenau: The Perpetrators and Their Victims” (Südwestdeutscher Verlag, 2009), has worked on Holocaust restitution and reparations since 2000. She previously worked as a researcher at the University of Vienna’s Ludwig Boltzmann Institute for Contemporary History.

Peter Weinberger is the author of more than a dozen books in English and German, including Wohlgeordnete Einsamkeit (Österreichisches Literaturforum, 2013), which is based on the letters examined in this article.

Notes

1 In order to distinguish between Lolla’s cousin and her brother, Egon Breiner is subsequently referred to in this article as Egon B., and Egon Stiassny as Egon S.

2 See Beckermann, Die Mazzesinsel.

3 As recounted by Egon Stiassny, who was together with Emil, Jolan and Fredy on the transport to Auschwitz-Birkenau. The Central Database of Shoah Victims’ Names lists January 27, 1943 as the date they were transported to Theresienstadt, and January 29, 1943 to Auschwitz-Birkenau. The Central Database of Shoah Victims’ Names. Accessed September 27, 2017. http://yvng.yadvashem.org.

4 “Wenn es uns mit Zeit noch ausgeht schicken wir Heute noch etwas, unserer Transport G.O. N. 479. Morgen um 5 Uhr Früh Fahren wir, Gott soll uns beistehn. Nun meine lieben guten Kinder bleibt gesund und seid viel, viel 1000 geküsst von eurer Mutter”.

5 “Ich, Mama, Egon und Fredy fahren von hier nebst alle(n) Verwandten um 5h nach Ungarisch Brod zur 3 tägigen Kasernierung, sodann nach Theresienstadt. Wie lange wir dort bleiben ist fraglich, hoffe bis nach dem Krieg, da 60 000 dort sind, auch Verwandte. Fredy hat sich (den) Fuß vorgestern verstaucht. Die Schlepperei mit dem Gepäck, ist dabei zu bedenken, dass man …  nach Theresienstadt 6 Kilometer mit dem Gepäck im Schnee waten hin muß, dort kommt man auf 4 Tage [in] Quarantäne dann werden die Familien eingeteilt in Barracken ich komme mit Mama und den Buben in ein Quartier”.

6 Central Database of Shoah Victims’ Names, http://yvng.yadvashem.org.

7 Golleschau (in Polish, Goleszów) was a satellite camp of Auschwitz located on the grounds of a quarry and cement factory belonging to the SS-owned company Golleschauer Portland-Zemment AG. Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau. Accessed September 19, 2017. http://auschwitz.org/en/history/auschwitz-sub-camps/golleschau/.

8 “Kannst dir denken Lolly wie mir zu Mute ist Fredy Mama und alle, ich habe Glück gehabt. Ich hoffe bald wieder zu kommen.”

9 “Meine Lieben lasst mich mit meine[m] Brief enden ich denke es kommt keiner mehr, ich werde selbst kommen.”

10 Steven Beller, Geschichte Österreichs, 213; Talos and Neugebauer, eds., Austrofaschismus, 473.

11 The exact number of Viennese living in mixed marriages as defined by the 1935 Nuremberg Laws is unknown. This is because Austrian magistrates prior to 1938 recorded the religion of prospective brides and grooms, not their “race” (converts, etc.). Burkey, Jews and Intermarriage in Nazi Austria, 5. Burkey further notes on page 190 that “estimates indicate that well over ninety percent of those Jews who survived the Holocaust in Greater-Germany (which included Austria) were married to Gentiles, but that the numbers are impossible to prove in part because the spouses did not practice the Jewish faith.”

12 Burkey notes in his book that, “Jewish wives of Aryan husbands were relatively safe compared to Jewish husbands with Aryan wives; they were also not forced to wear a Star of David and could in theory move around without being detected.” Burkey, Jews and Intermarriage, 149.

13 Botz, Nationalsozialismus in Wien, 201–6.

14 “Wie oft war man bei mir und wollte mich zwingen in Gestapoverhören mich von Lolla zu trennen. Dass es bei diesen Verhören nicht nur bei Worten blieb kannst Du Dir ja vorstellen. Dann nach Hause kommen und Lolla nichts sagen können. Sie hätte das doch nicht ausgehalten.”

15 “Einige Tage vor Kriegsschluss ließen die Nazibanditen alle Verbrecher aus den Strafanstalten aus, die Landstrasse fürchteten sie, so ging alles in die vereinzelten Dörfer. Dort hi[e]lten sie den Leuten die Pistole vor und erpreßten … . Wo wir waren ist fast jedes Haus heimgesucht worden … . Auch viele junge Frauen schleppten sie fort. Ich habe mich 2 Tage am Kirchturm versteckt, kannst Dir vorstellen die Angst die ich ausstand, wenn die Glocken die Zeit angaben, war das wie ein Erdbeben immer, von unten hörte man dauernd um Hilfe schreien und schießen es war so schrecklich, aber ich dachte mir immer lieber da oben sterben als von diesen Leuten vergewaltigt zu werden.”

16 “Trotz der schweren Zeit bin ich glücklich mit meinem Kind, er hat mir viel über die traurige Zeit geholfen. Er ist eine frohe Natur wie sein Vater, ich persönlich bin schwermütig veranlagt.”

17 Being a rather prominent Social Democrat, Egon Breiner was able to escape early in the war to Sweden, and then onward via the Transiberian railway to Vladivostok. His train ticket was in fact issued for Bruno Kreisky, who would go on to serve as Austria’s prime minister between 1970 and 1983. Kreisky had just met his future wife when he and Egon B. crossed paths in Sweden, and he gave Egon B. his train ticket so he could stay with his love in Stockholm. Serendipity again visited Egon B. on the boat ride from Vladivostok to Los Angeles. During the journey Egon B. spent considerable time with Bertolt Brecht, and they kept up the friendship during Brecht’s years in the United States.

18 “Wie hätte ich geglaubt das[s] ich so allein und verlassen in Wien zurück bleibe?”

19 “Du bist der letzte Breiner und mein Bruder der letzte Stiassny, hätten wir uns das vor 10 Jahren gedacht? Ich weiss nicht, lieber Egon, ob ich Dir das in meinem vorigen Brief schrieb, dass Kurt und Erich auch den Nazibanditen zum Opfer fielen. Sie wurden in Südfrankreich verhaftet und in Güterzügen verladen. Du weisst ja, was das bedeutet. So fest habe ich gehofft, die beiden Burschen wieder zu sehen, es war mir nicht vergönnt. Ich denke mir oft, warum konnte mich keine Bombe treffen? Es ist so bitter, lieber Egon, in der Heimat zu leben und dabei keinen einzigen Menschen zu haben, nicht einmal ein Grab von meinen Lieben, wo man ab und zu ein paar Blumen bringen kann. Es ist gar nichts übriggeblieben, als ein trauriges Erinnern.”

20 “Willy ist schon ganz Weiss, obwohl er erst 34 Jahre ist …  Er hat sich die ganze schwere Zeit als guter Kamerad gezeigt.”

21 “Die letzten Jahre haben mir sehr an Jahren zugesetzt, wenigstens bilde ich es mir ein. Doch, sie waren vergänglich und man muss sich aufraffen ein ordentlichens Leben zu beginnen.”

22 “Nur einen einzigen Menschen möchte ich in Wien haben, der zu uns gehört wenn einem das Herz so schwer ist, wo man schnell hinlaufen kann und sich ein bisserl ausreden kann. Willy will ich nicht zeigen wie schrecklich mir zumute ist er hat ja selbst den Kopf voll. Oft komme ich mir vor, als wäre ich in einer fremden Stadt, wo man gar keinen Menschen kennt.”

23 “So gerne wollte ich wenn ich so schnell wohin rennen könnte, wie ich zu deiner Mutter kam. Alle sind weg nichts ist geblieben als die traurige Erinnerung. Wenn ich doch Egon bei mir hätte, aber er will nicht nach Wien. Warum kann man sich nicht gewöhnen daran, gibt es wirklich Menschen die vor Sehnsucht krank werden, oder bin ich schon ein ganzer Tepp?”

24 Prior to the war, Walter Fischer – or Wafi, as he was known – was together with Kurt and Erich Stiassny in the Sozialistische Arbeiterjugend (SJA) and later the Revolutionäre Sozialisten (RS). He managed to survive in France, and stayed in touch with the family until his death a couple of years ago.

25 “Gestern hat mich Wafi Fischer angerufen, ich soll zu ihm kommen. Er war bis zuletzt mit Kurt und Erich zusammen. Glaube mir Egon, ich fürchte mich davor. Es ist für mich so schwer wenn immer wieder jemand kommt und alles so vom frischen in mir aufwühlt.”

26 “Vorigen Monat ist Wafi Fischer gekommen. Er möchte mir alles erzählen, wie alles mit Kurt und Erich kam. Jetzt habe ich alles mit soviel Schmerz überwunden, lebend machen kann ich sie nicht mehr, so habe ich ihn gebeten mir davon nichts zu erzählen. Es vergeht wirklich keine Stunden wo ich nicht an all das denke. Weißt Du wenn man in einer Stadt lebt wo man soviele Menschen hatte die man wirklich lieb hatte und mit einem Schlag bleibst Du allein in der Stadt als ob Du irgend fremd wärest. Überall gehe ich hin aber in den 2ten Bezirk bringt man mich nur mit viel muss.”

27 Bischof et al., Contemporary Austrian Studies, Vol. 8, 114.

28 “Es ist ja direkt zum lachen, 60 km weit weg ist Egon und ist fast 10 Monate um die Bewilligung gelaufen. An der Grenze hat man ihm alles weggenommen, sogar seinen Reiseproviant, was sagt Ihr dazu.”

29 “Ende November war mein Bruder bei uns, er hat schon geheiratet und es geht ihm sehr gut, hat sich nach den 2.5 Jahren KZ ganz gut erholt. Er hat eine schöne Stellung und ein schönes Heim. In CSR ist alles so schnell aufwärts gegangen und wir stecken im alten Schlamm. [Aber] Egon ist sehr ernst geworden, leider zu ernst, er musste zusehen wie unsere arme Mutter und der kleine Fredy in die Gaskammer gestossen wurden, ich glaube immer er hat das Lachen verlernt.”

30 “The governments of the United Kingdom, the Soviet Union and the United States of America are agreed that Austria, the first free country to fall a victim to Hitlerite aggression, shall be liberated from German domination. They regard the annexation imposed on Austria by Germany on March 15, 1938, as null and void.” Joint Four National Declaration, Moscow Conference, October 1943. The Avalon Project. Documents in Law, History and Diplomacy. Accessed September 19, 2017. http://avalon.law.yale.edu/wwii/moscow.asp. For more information, see Sternfeld, Betrifft Österreich, 55. See also, Rathkolb, Verdrängte Schuld.

31 Manfred Rauchensteiner, “Kriegsende und Besatzungszeit in Wien 1945-1955,” Wiener Geschichtsblätter, (Vienna: Verein für Geschichte der Stadt Wien, 1975): 107.

32 “Ihr werdet das gar nicht verstehen ein so kleines Land wie Österreich und das in 4 Teile geteilt überall eine andere Besatzungsmacht, könnt euch vorstellen was da herauskommt.”

33 “Bei und gibt es einen ganzen Wald [von] Zeitungen zum Unterschied zu Euch. Jede Partei gibt Zeitungen heraus, jede Besatzungsmacht.”

35 Forschungsstelle Nachkriegsjustiz. Accessed September 17, 2017. http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/umgang/index.php.

36 There were approximately 8,000 Jews registered with the Kultusgemeinde (Jewish Community) in Austria in 1949. See Knight, “‘Neutrality’ Not Sympathy,” 220.

37 Botz, Wohnungspolitik und Judendeportation in Wien 1938 bis 1945; Botz, “‘Arisierungen’ und nationalsozialistische Mittelstandspolitik in Wien (1938-1940),” 122.

38 “Momentan ist es noch so, dass die Nazis in den ehemaligen Judenwohnungen sind und die Armen, die das KZ überstanden haben, in Sammellagern der Kultusgemeinde sitzen und keine Wohnungen da sind für sie … . Überall sitzen noch die Nazis in den Ämtern und sabotieren den Aufbau, sind frech, als ob wir das Jahr 1938 hätten. Ein kleines Beispiel: in unserem Haus wohnt eine Nazifunktionärin, die sämtliche Leute angezeigt hat, die zu wenig für die Nazis waren. Willy hat ihr die Wohnung gekündigt, von der Kündigung muss Abstand genommen werden, da ein Sohn von Ihr Freiheitskaempfer war, natürlich alles erlogen und die Leute, die 6 Jahre im KZ waren sind im Sammellager.”

39 For an examination of Austria’s reluctance to implement these laws, see Knight, Ich bin dafür die Sache in die Länge zu ziehen. For an analysis of Austria’s first restitution laws, see: Bailer-Galanda, Die Entstehung der Rückstellungs- und Entschädigungsgesetzgebung.

40 Joschi was the nickname by which the Breiner family called Josef, Egon B. younger brother. Josef Breiner disappeared while attempting to escape to the Soviet Union. His last written correspondence with Lolla was dated May 25, 1942.

41 “Lieber Egon jetzt etwas anderes. Deine Mutter hat mir seiner Zeit alles aufgeschrieben was Joschi an Geld und Maschienen bei Christel investiert hat. Bei den grossen Durcheinander habe ich das Papier verloren, obwohl ich es in Oberösterreich mithatte. Jetzt ist die Wiedergutmachungsaktion im Gang und man soll das melden. Christel war ein grosser Nazi willst du ihm das lassen? Soll Willy Dir das anfordern und auf ein Bankkonto geben, oder einen Teil der Maschienen. Wäre günstiger, wenn Du das willst so mußt du eine Vollmacht schicken. Vielleicht kommst Du doch einmal nach Wien, dann hast du ein Rückgrad. Deine Mutter hat mir damals 200 Mark gegeben wenn Joschi vielleicht kommt die habe ich auch noch.”

42 “Egon bitte schickst bald die Vollmacht, auch von Poldi, denn er ist jetzt eine Wiedergutmachungsaktion im Gange und die Ansprüche muessen im Vorraus angemeldet werden.”

43 Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Accessed September 20, 2017. http://ausstellung.de.doew.at/b36.html.

44 Letter, Lolla to Egon Breiner, Vienna, October 23, 1961.

45 National Fund of the Republic of Austria for Victims of National Socialism. Accessed September 19, 2017. https://www.nationalfonds.org/home.html.

46 “Bei uns streiken wieder die Fabriken gegen die geringen Lebensmittelaufrufe, stellt Euch vor jetzt nach der Ernte, was wird im Winter werden.”

47 “Lieber Egon Du möchtest wissen was aus Wien geworden ist, wie arm die Bevölkerung ist und wie gut die Schleichhändler leben, den ehemaligen Nazi geht es nach wie vor gut sie leben in Oberösterreich und verleben all das was sie während der Nazizeit zusammen gestohlen haben … . Die Moral ist durch die Hitlerschaft und die grosse Nahrungsnot derart gesunken, dass man oft sagt wie kann ein Menschen so weit sinken.”

48 Care. Accessed September 17, 2017. https://www.care.org/care-package.

49 “Wir bekamen 3 Postpackete mit Kleider, aber leider war das meiste gestohlen von einem Packet der Inhalt war von Mäusen ganz zerfressen. Unter diesen Umständen schickt bitte nicht mehr Kleider, denn es ist ja schade, Ihr gebt das Geld aus und wir haben nichts davon.”

50 “Ein Care Packet kam vorige Woche es kam wieder einmal zur rechten Zeit. Ich glaube wir gehen langsam den Ruin entgegen, die Ernährung ist jetzt wieder katastrophal nach 2 Jahren Kriegsschluss wäre das nicht nötig.”

51 “Jeder der zu uns kommt der ihm (sic: Peter) fremd ist, fragt er ob er ein Nazi ist. Wenn Du ein Nazi bist, schmeisst Dich meine Mutti heraus. Er ist wirklich mein alles worum es sich überhaupt lohnt zu leben.”

52 “Das Problem Religion und Judenverfolgungen habe ich so gelöst. Ich bin eines Tages mit Peter wie zufällig zu den Gedenksteinen am Morzinplatz den hat der noch nicht gesehen gehabt, und im Zusammenhang mit dem Stein habe ich ihm alles erzählt. Du glaubst gar nicht was die Kinder für Interesse daran haben.”

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