368
Views
0
CrossRef citations to date
0
Altmetric
Supplement 1, 2011

2. WORKSHOPS

Article: 7239 | Published online: 09 May 2011

Bogyi Gertrude

Krisenintervention und psychosoziale Betreuung nach akuter Traumatisierung……………………………………208

Stellermann Kerstin

Arbeit mit Flüchtlingskindern und ihren Familien – Berichte aus der Praxis……………………………………208

Wenk-Ansohn Mechthild

Diagnostik und Psychotraumatherapie im interkulturellen Setting……………………………………208

Schäfer Ingo

“Sicherheit finden”-ein Therapieprogramm für Patienten mit Posttraumatischen Störungen und Substanzmissbrauch……………………………………209

Sack Martin

Ressourcenorientierte Behandlung von Patientinnen und Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen……………………………………209

Weiser Regina

Traumatherapie und Yoga-wie produktiv ist diese Verbindung?……………………………………209

Rießbeck Helmut

Die Weiterentwicklung der Ego State Therapie nach J.G. und H. Watkins – Prinzipien und praktische Umsetzung……………………………………210

Purtscher Katharina

Stationäre Therapie mit schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen……………………………………210

2. WORKSHOPS

Bogyi Gertrude; Katharina Purtscher; Koska Christine; Regina Rüsch; Edwin Benko, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Wien, Österreich

Krisenintervention und psychosoziale Betreuung nach akuter Traumatisierung

Die Behandlung von Stress- und Belastungsreaktionen nach traumatischen Lebenserfahrungen stellt eine enorm wichtige Aufgabe in der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dar, da frühe Hilfen nach dem traumatischen Ereignis den weiteren Verlauf der Traumafolgeerkrankungen wesentlich mitbestimmen. Rascher Beginn, konkrete Informationen zum Ereignis und den nachfolgenden Unterstützungsmaßnahmen, Ansprechen der Gefühle, Aufklärung über mögliche psychische Reaktionen, Einbeziehung der Bezugspersonen und Teilhabe am Geschehen sind Hauptanliegen akuter Interventionen. Die vielfältigen Aufgaben sind immer vom Anpassungs- bzw. Bewältigungsprozess der Betroffenen bestimmt. Multimodale Ansätze sind erforderlich, bei denen Stabilisierung, Aktivierung von Ressourcen und Selbstheilungskräften der Betroffenen im Vordergrund stehen. Wichtig ist ein gut funktionierender Übergang von der Unterstützung in der Akutphase zur weiterführenden Betreuung oder Therapie. Im Workshop werden nach einer kurzen theoretischen Einführung (Symptomatik, Diagnostik, Entwicklungsfolgen) wesentliche Elemente der Krisenintervention und der frühen Interventionen vermittelt und anhand von Fallbeispielen sowohl Einzelfallhilfe als auch Gruppeninterventionen dargestellt. Ebenso wird die Arbeit des Ambulatoriums für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen – die Boje-kurz vorgestellt.

Stellermann Kerstin, Deutschland; Blotevogel Monica; Adam Hubertus, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Arbeit mit Flüchtlingskindern und ihren Familien – Berichte aus der Praxis

Nach Schätzungen der UNHCR sind weltweit mindestens 50 Millionen Menschen auf der Flucht, rund die Hälfte davon ist minderjährig. In der BRD stellen zwischen 30.000 (2008) und 50.000 (2010) Flüchtlinge jährlich einen Antrag auf Asyl und es leben etwa 5.000- 10.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland. Die Kinder und Jugendliche sind durch ihre Erfahrungen durch Krieg, Verfolgung, Flucht und Verletzung der Menschenrechte psychisch sehr belastet und Studien belegen erhöhte psychiatrische Erkrankungen bei Flüchtlingskindern und –jugendlichen. In diesem Workshop sollen anhand von Beispielen aus der BRD und Südafrika Erfahrungen und Besonderheiten der psychosozialen und psychotherapeutischen Arbeit mit Flüchtlingskindern und ihren Familien vorgestellt werden. In Bezug auf die Ambulanz für Flüchtlingskinder und ihre Familien der Stiftung Children for Tomorrow an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf werden a) Setting, Struktur, und das Arbeiten mit Dolmetschern vorgestellt, b) das traumafokussierte Arbeiten mit einer narrativen Expositionsmethode mit besonderem Fokus auf kulturelle Sensitivität und Traumatherapie mit Dolmetschern. c) Weiter wird die Arbeit des “Lawrence House”, eines Wohnheims für Flüchtlingskinder in Kaptstadt vorgestellt.

Wenk-Ansohn Mechthild, Behandlungszentrum für Folteropfer (bzfo), Berlin, Deutschland

Diagnostik und Psychotraumatherapie im interkulturellen Setting

Flüchtlinge, die nach traumatischen Erlebnissen im Heimatland und Entwurzelung oftmals an reaktiven psychischen und psychosomatischen Beschwerden leiden, stellen Psychotherapeuten/Innen, Psychiater sowie Ärzte der Primärversorgung im ambulanten und stationären Bereich vor die Herausforderung einer transkulturellen Behandlungssituation. Welche kulturspezifischen Ausprägungen und Kommunikationsmuster müssen bei der Diagnostik und Behandlung von Traumafolgestörungen und anderen psychischen oder psychosomatischen Störungen beachtet werden? Wie kann ein professionelles und funktionsfähiges Setting mit DolmetscherIn gestaltet werden? In dem Workshop werden Hindernisse und Möglichkeiten der Kommunikation mit Menschen aus anderen Kulturen beleuchtet und Formen der Selbstreflektion angeregt, die den Weg zu einem professionellen interkulturellen Setting ebnen können. Kurze praktische Anleitungen und eine Übung führen in die psychotherapeutische Arbeit unter Sprachmittlung ein. Die Referentin bezieht sich auf jahrelange Erfahrungen in der Diagnostik und Psychotraumatherapie mit Flüchtlingen aus über 50 Ländern im Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin und möchte praxisrelevante Aspekte in den Vordergrund stellen.

Schäfer Ingo; Claudia Schulze; Martina Stubenvoll, Universitätsklinikum Hamburg-Eppedorf, Hamburg, Deutschland

“Sicherheit finden”-ein Therapieprogramm für Patienten mit Posttraumatischen Störungen und Substanzmissbrauch

Bei Personen mit substanzbezogenen Störungen findet sich die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) mit einer Punktprävalenz von 15-41%. Bei den meisten Betroffenen steht die Störung dabei in Zusammenhang mit wiederholten Traumatisierungen in der Kindheit. Wie andere Gruppen komplex traumatisierter Klienten weisen sie ein breites Spektrum klinischer Probleme auf. Neben einem frühen Beginn der Abhängigkeit und polyvalentem Konsum betrifft dies interpersonelle Probleme, Impulsivität und selbstverletzendes Verhalten, sowie eine Tendenz zu erneuten Opfererfahrungen. Insgesamt profitieren Klienten mit Suchtproblemen und komorbider PTBS schlechter von herkömmlichen Therapieangeboten. Sie weisen eine geringe Therapieadhärenz, häufige Rückfälle und eine insgesamt höheren Inanspruchnahme von Hilfsangeboten auf. In den letzten Jahren wurden deshalb spezielle Therapieangebote entwickelt, die PTBS und Suchtprobleme integrativ behandeln. Im Workshop wird ein integratives Therapieprogramm vorgestellt (“Seeking Safety”; Najavits 2002), das einen vorwiegend stabilisierenden, ressourcen-orientierten Ansatz verfolgt und sowohl im Gruppen- als auch im Einzelsetting eingesetzt werden kann. Neben der Struktur des Programms und seiner konkreten Durchführung wird die Anpassung an unterschiedliche Settings diskutiert.

Sack Martin; Schellong, Julia, Technische Universität München, Deutschland

Ressourcenorientierte Behandlung von Patientinnen und Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen

Durch den Einsatz schonender konfrontativer Techniken können die evidenzbasiert wirksamen Prinzipien traumatherapeutischer Behandlungen unabhängig von einer Ausrichtung auf bestimmte Therapieverfahren oder Therapieschulen auch bei Patienten mit komplexen Traumfolgestörungen und dissoziativen Störungen zur Anwendung gebracht werden. Der Einsatz von Techniken zur Distanzierung und Dosierung der Belastung während der Aktualisierung traumatischer Erinnerungen, ermöglicht eine situationsangemessene Anpassung an die individuelle Belastungstoleranz. Zudem lassen sich die vielfältigen Möglichkeiten zur Aktivierung von Bewältigungsressourcen nutzen, um zumindest auf der imaginären Ebene das nachholen zu können, was in der traumatischen Situation gefehlt hat und um Erfahrungen von Bewältigung zu gewinnen. Damit wird es möglich, schon sehr frühzeitig direkt an der Traumafolgesymptomatik zu arbeiten. Längere vorbereitende Phasen einer stabilisierenden psychotherapeutischen Behandlung sind dann nur noch in Ausnahmefällen erforderlich. Grundlagen und Strategien einer schonenden Behandlung von Traumafolgestörungen werden vorgestellt sowie durch Praxisbeispiele anschaulich gemacht.

Weiser Regina; Erdmann Claudia, Bochum/Berlin, Deutschland

Traumatherapie und Yoga-wie produktiv ist diese Verbindung?

Für die Heilung von Menschen mit Traumafolgestörungen bietet die mehrere 1000 Jahre alte Yoga-Wissenschaft einen Schatz, der noch gehoben werden muss. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Bessel van der Kolk, dessen Studienergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Yoga-Übungen und -Haltungen in der Traumatherapie zur signifikanten Reduktion von Intrusion und Hyperarousal führt. Die beiden Workshopleiterinnen stellen anhand von Falldokumentationen Ergebnisse ihrer Arbeit der Einbindung von Yoga in die Traumatherapie/EMDR vor. Sie beschreiben eine Methode, wie sich negative Körperzustände und Emotionen aktiv und selbstregulativ durch Übungen aus dem Yoga so verändern lassen, dass Gefühle von Sicherheit und relativer Zufriedenheit in Körper, Geist und Seele entstehen können. Erste Arbeitsergebnisse sprechen auch hier dafür, dass der Einbezug von Yoga in die Traumatherapie – auch bei komplextraumatisierten Menschen – schonend, relativ schnell und nachhaltig zu guten Erfolgen führt. Im Workshop werden durch Demonstration erfahrbar gemacht und zur Diskussion gestellt: 1. Bewegungen (E-Motionen), Haltungen und Atemübungen aus dem Yoga; 2. Spürübungen mit anschließender Verbalisierung der Körpererfahrung zur Verankerung neuer Erfahrungen; 3. Theorien zum Erfolg des Einsatzes von Yoga; 4. Forschungsergebnisse.

Rießbeck Helmut, Ego State Therapie Arbeitsgemeinschaft Deutschland, Schwabach, Deutschland

Die Weiterentwicklung der Ego State Therapie nach J.G. und H. Watkins – Prinzipien und praktische Umsetzung

Der heutige Ego State Ansatz ist eine ressourcen- wie auch lösungsorientierte Therapieform. Mit Wurzeln in den Polypsychismusvorstellungen des 19. Jahrhunderts wurde sie von psychodynamischen wie auch von hypnotherapeutischen Ericksonianischen Psychotherapeuten entwickelt. Sie bietet insbesondere für traumabelastete Patienten mit schweren Persönlichkeitsbeeinträchtigungen Möglichkeiten die Kommunikation zwischen verschiedenen Selbst-Zuständen zu explorieren und in der therapeutischen Beziehung umzugestalten. Die grundlegenden Prinzipien und Methoden dieses Ansatzes werden vorgestellt. An praktischen Beispielen wird die indirekte und direkte Kontaktaufnahme mit den States vom psychoedukativen Konversationsansatz bis zur Kommunikation in Hypnose erläutert. Fallbeispiele und Verlaufsberichte verdeutlichen, wie durch strategisches Arbeiten und modifizierte Nutzung der Übertragung im Inneren System Integrationsleistungen ermöglicht werden. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, wie sich in den Ego State Ansatz andere spezielle Therapiemethoden wie z.B. Expositionsverfahren einbetten lassen.

Purtscher Katharina; Bogyi, Gertrude; Sandra Möstl; Carmen Tatzl; Christine Vesely; Hildegard Pföstl; Elisabeth Sonnleithner, Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Graz, Österreich

Stationäre Therapie mit schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen

Die Symptomatik schwer traumatisierter Kinder und Jugendlicher ist vielschichtig. Es handelt sich um psychische, kognitive und sensomotorische Beeinträchtigungen, die als multiple komplexe Entwicklungsstörung bezeichnet wird. Es zeigen sich Störungen in der Selbst- Affekt- und Impulsregulierung, Bewusstseinsveränderungen und Gedächtnisstörungen. Probleme können nicht benannt, sondern nur durch Handeln ausgedrückt werden. Es kommt zu problematischen Reinszenierungen, in die das therapeutische Team unweigerlich hineingezogen wird, wenn es nicht gelingt, solche Verstrickungen zu vermeiden. Regeln werden als bedrohlich erlebt, das Personal wird zum Täter. Minimale Auslöser triggern Verhalten mit massiven Selbstverletzungen, Suizidalität und aggressiven Durchbrüchen. Zwangsmaßnahmen wie Psychopharmaka wider Willen oder Schutzfixierung sind mögliche Folgen, jedoch eine Fortführung der traumatischen Inszenierung. Es geht darum zu vermitteln, dass das stationäre Team aus verlässlichen berechenbaren Personen besteht, die weder übergriffig, noch misshandelnd sind. Stabilisierung, Traumabearbeitung, sowie Integration sind die Schritte in der Traumatherapie, die nur gemeinsam im multiprofessionellen Team gelingen können. Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten und Grenzen stationärer Behandlung sollen aufgezeigt und anhand von Fallbeispielen dargestellt werden.