Publication Cover
Monumenta Serica
Journal of Oriental Studies
Volume 70, 2022 - Issue 2
496
Views
0
CrossRef citations to date
0
Altmetric
Obituaries

Yang Enlin (1929–2014)

Sein Leben und Werk zwischen China und Deutschland

楊恩霖 (1929–2014)——中德之間的生活和學術

Abstract

This article introduces Yang Enlin, whose scholarly life was dedicated to building and deepening the cultural understanding between China and Germany. Born in Yunnan, China, in 1929, he graduated from the Central University of Governance (Guoli zhongyang zhengzhi daxue 國立中央政治大學) in Nanjing in 1948. To continue his studies, he then moved to Switzerland and later Germany. From the 1950s, he lived in East Berlin, first working as a translator, and then, after doctoral studies at Humboldt University, at the East Asian Art Collection of the Pergamon Museum. During his tenure at this institution from 1959 to 1994, he not only contributed to the museum’s mission in the form of exhibitions and catalogues, but also continued his research in the areas of Chinese art history and German studies. He, moreover, kept working on the translation of Chinese literature into German and was teaching Chinese language, calligraphy, and painting.

本文介紹了楊恩霖先生,他的學術生涯致力於建立和深化中德之間的文化理解。他於1929年出生於中國雲南,1948年畢業於南京國立中央政治大學。為了繼續他的研究,他先後求學於瑞士和德國。自20世紀50年代起,他住在東柏林,先是做翻譯,在洪堡大學讀完博士後,在佩加蒙博物館的東亞藝術收藏館工作。從1959年到1994年在該機構任職期間,他不僅以展覽和目錄的形式為博物館的任務做出了貢獻,還繼續在中國藝術史和德國研究領域進行研究。此外,他還一直致力於將中國文學翻譯成德語,並從事漢語、書法和繪畫的教學。

Yang Enlin 楊恩霖 (1929–2014) als chinesischer Sinologe in Deutschland verdient mehr Aufmerksamkeit, als er bisher genoss. Diesem Ziel dient dieser Nachruf. Die Quellenlage zur Erforschung seines Werdegangs fußt vor allem auf seiner Gedichtsammlung Chizi xinsheng 赤子心聲 (Der Ruf des kindlichen Herzens), die 1998 im Selbstverlag erschien und auch mehrere autobiografische Prosabeiträge enthält.

Yang Enlin wurde am 23. Juli 1929 im Dorf Xianhecun 仙鶴村, das zum Kreis Kunyang 昆陽 nahe Kunming, der Hauptstadt der Provinz Yunnan gehört, geboren. Sein Vater Yang Gong 楊公 (1884–1951) war ein mit vielen Talenten begabter Mann. Mit achtzehn Jahren errang er in der Beamtenprüfung auf der Kreisebene den Titel eines xiucai 秀才, eines „blühenden Talents“. Für die Beamtenprüfungen hatte er solide Kenntnisse der klassischen Philosophie und Literatur erworben. Doch als im Jahre 1905 das System der kaiserlichen Beamtenprüfungen im Qing-China abgeschafft wurde, verfolgte er nicht mehr den Plan einer Beamtenkarriere, sondern verlegte sich auf Landwirtschaft und Handel. Als ein kultivierter Mensch pflegte er einen engen Kontakt zu den Gebildeten in seiner Umgebung und förderte junge Talente. Er kannte sich in traditioneller chinesischer Medizin, speziell in der Heilung kranker Rinder und Pferde aus und behandelte die Krankheiten der Armen kostenlos. Aber er liebte auch die Architektur. So entwarf er Tempel, Brücken und Schulen, die in seinem Heimatkreis nach seinen Plänen gebaut wurden. Yang Gong pflanzte viele Bäume und verstand auch viel von der Veredlung der Sorten. Ab 1931 versah er das öffentliche Amt eines Vorstehers des Getreidespeichers.

Im Jahre 1934 wurde sein Sohn Yang Enlin eingeschult. Nach dem Ausbruch des Antijapanischen Widerstandskrieges 1937 verkürzte die Regierung die Schulzeit durch Wegfall der Ferien, damit die Schüler möglichst schnell den Militärdienst antreten konnten. So legte Yang im Jahre 1944 das Abitur an der Kunhua-Oberschule (Kunhua zhongxue 昆華中學) als Bester ab. Danach studierte er bis 1948 an der Central University of Governance in Nanking Jura und Deutsch und graduierte als Dipl. Phil. und Mag. jur.Footnote1

1946 belegte der früh begabte Yang Enlin bei einer Prüfung auf Kreisebene unter mehr als hundert Teilnehmern den fünften Platz. Als er im selben Jahr an einer Prüfung zur Bewerbung auf ein Auslandsstudium teilnahm, errang er einen Platz für ein Studium in Europa. Der Vater opferte einen großen Teil seines Vermögens, um dem Sohn die Reise nach Europa zu finanzieren. Unglücklicherweise wurde Yang Enlin, als er in Hongkong auf das Schiff nach Europa wartete, bis aufs Hemd ausgeraubt. Der Vater lieh sich noch einmal Geld, das er dem Sohn überwies. So erreichte Yang Enlin am 30. Juli 1948 von Hongkong mit dem französischen Postdampfer „André Bon“ Marseille. Am nächsten Tag fuhr er mit der Bahn weiter nach Bern, der Hauptstadt der Schweiz.Footnote2 Zunächst vervollkommnete er dort seine Deutsch-Kenntnisse und schrieb sich im Oktober dieses Jahres an der Universität ein, um internationales Recht zu studieren. Im Februar 1949 besuchte er Paris, um hier Französisch zu lernen – er vergaß aber auch nicht, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen – und kehrte wieder nach Bern zurück.Footnote3

Als Yang Enlin im November 1949 an die Universität in Heidelberg wechselte, waren die Briefe seines Vaters an ihn voller Kummer, nur selten gab es Erfreuliches zu berichten. Der letzte Brief des Vaters war vom Oktober 1950 datiert. Erst später erfuhr Yang Enlin, dass der Vater aus Gram, weil seine beiden ältesten Söhne im Gefängnis umgekommen waren, im Jahre 1951 gestorben ist. Die einst wohlhabende Familie wurde während der 1950 beginnenden Bodenreform enteignet und verfolgt. Nicht die Armen, denen Yang Gong immer geholfen hatte, haben die Familie in den damaligen Anklage-VersammlungenFootnote4 angeprangert, sondern ein gesellschaftlicher Abschaum, der von den eigenen Verbrechen während der japanischen Besetzung und der Guomindang-Herrschaft durch die Flucht nach vorn abzulenken versuchte. Bei der Enteignung der Landbesitzer wurde bewusst der Sozialneid auf die besitzende Klasse geschürt. Yang Enlins Mutter (geboren 1882), die der Sippe Tang 唐 entstammte, ist 1952 ebenfalls aus Gram gestorben. Die bittere Bilanz für seine Familie in dieser Zeit lautete: Zwei Tote, zwei Selbstmorde, zwei Verwandte ermordet, zwei Witwen, neun hilflos zurückgelassene Kinder.Footnote5

Yang Enlin kam im November 1952 zuerst nach West-Berlin. Entsprechend einer Aufforderung seines Vaters sollte er von Ost-Berlin über die Sowjetunion in die Heimat zurückkehren.Footnote6 Sicher hatte er durchschaut, dass sein Vater von den Behörden dazu gezwungen worden war, ihn zur Rückkehr in die Heimat aufzufordern. So änderte er seine Pläne und lebte in Ost-Berlin als freischaffender Übersetzer und Dolmetscher. Durch die gerade aufgenommenen Beziehungen zwischen der DDR und der VR China gab es einen großen Bedarf an Übersetzungsleistungen, aber nur sehr wenige Sprachkundige. Nun war er auf der Leipziger Messe, bei der Verkehrskonferenz der sozialistischen Staaten und bei der Tagung des Weltgewerkschaftsbundes als Konferenz- und Delegationsdolmetscher tätig. Für das Büro der Nachrichtenagentur Xinhua bei der Botschaft der VR China in der DDR führte er Übersetzungen aus. Schließlich studierte er von 1953 bis 1958 an der Humboldt-Universität Berlin zehn Semester Germanistik und Theaterwissen­schaften.Footnote7 1959 wurde Yang Enlin auf der Grundlage jährlicher Werkverträge als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Pergamon-Museum der Staatlichen Museen zu Berlin angestellt.Footnote8 Die Leitung des Museums übertrug ihm eine anspruchsvolle Aufgabe, als die Volksrepublik China der DDR eine bedeutende Sammlung chinesischer Kunstschätze schenkte und diese in die ostasiatische Sammlung des Pergamon-Museums eingegliedert wurde. Zum 10. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China im Jahre 1959 bereitete er eine Ausstellung über „Chinesische Kunst aus vier Jahrtausenden“ vor. Yang Enlin erhielt am 1. Oktober 1961 eine feste Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Pergamon-Museum.Footnote9

Als ab 1960 die Kulturbeziehungen zwischen China und der DDR infolge des sino-sowjetischen Konflikts rasch abkühlten, wurde Yang Enlin zu einem Repräsentanten chinesischer Kultur in Ost-Berlin. Im Pergamon-Museum hielt er an Sonntagen Vorträge über chinesische Kunst. Die Zuhörerschaft hing an seinen Lippen, wenn er in seiner humorvollen Art sprach. Und am Ende der Vorträge beantwortete er geduldig alle möglichen, selbst unmöglichen Fragen und erklärte die Bedeutung der kalligrafischen Aufschriften auf mitgebrachten Bilderdrucken von Qi Baishi 齊白石 (1864–1957),Footnote10 die damals sehr populär waren. In der Ausstellung der Ostasiatischen Sammlung erläuterte er die Besonderheiten eines Tuscherollbilds von Qi Baishi, der die Krebse ohne das Wasser malte und man sie dennoch lebendig schwimmen sah. Er übersetzte die Aufschrift und erklärte, was der Künstler mit ihr gemeint hatte. In der Zeit der japanischen Okkupation nach 1937 malte er Krebse und gab dem Bild die Aufschrift: „Ich werde sehen, wie lange du dein Unwesen treiben kannst.“ Damit verspottete er die japanischen Söldner und ihre Marionetten. Schließlich wies Yang auf die Stempel hin und dass ihre Position auf dem Bild wohl austariert sei. Fast jeder in Ost-Berlin an chinesischer Kultur Interessierte kannte Yang Enlin (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Dr. Yang Enlin (l.) stellt im Jahre 1988 die Ausstellung von Malereien von Qi Baishi in der Ostasiatischen Sammlung des Pergamon-Museums vor. Mit Genehmigung des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin.

Abb. 1: Dr. Yang Enlin (l.) stellt im Jahre 1988 die Ausstellung von Malereien von Qi Baishi in der Ostasiatischen Sammlung des Pergamon-Museums vor. Mit Genehmigung des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin.

In dieser Zeit übersetzte er in der Freizeit für Verlage chinesische Romane. Dabei arbeitete er oft mit einem deutschen Sinologen zusammen, der seine schon sehr gute Übersetzung ins Deutsche idiomatisch und literarisch entsprechend den Anforderungen des Verlags und der Leserschaft noch stilistisch verbesserte. Einer von ihnen war Alfons Mainka (1922–2014),Footnote11 ein Dolmetscher und Übersetzer des Chinesischen und Japanischen. In den 1950er Jahren waren Themen aus dem revolutionären Kampf Chinas gefragt. So erschienen schon 1953 Yangs Übersetzungen des Romans Orkan (Baofeng zhouyu 暴風驟雨) und 1959 des Romans Der Strom (Tieshui benliu 鐵水奔流) von Zhou Libo 周立波 (1908–1979).Footnote12 Mit der Einschränkung der Kulturbeziehungen zwischen der DDR und China in den 1960er Jahren bevorzugten die Verlage Werke der klassischen chinesischen Literatur. Entsprechend übersetzte er zusammen mit Gerhard Schmitt (1933–2017)Footnote13 den Roman Der Weg zu den weißen Wolken: Geschichten aus dem Gelehrtenwald (Rulin waishi 儒林外史) von Wu Jingzi 吳敬梓 (1701–1754), der 1962 herauskam.

1961 reichte er eine Dissertation zum Thema „Heinrich Mann und Lu Hsün“ an der Humboldt-Universität ein. Gutachter waren die Professoren Hans-Günther Thalheim (1924–2018),Footnote14 Erich Schönebeck (1884–1982)Footnote15 und Siegfried Behrsing (1903–1994).Footnote16 Da zwei Gutachter (einschließlich des Doktorvaters) das Thema und die Ausführung der Arbeit als verfehlt einschätzten, endete das Promotionsverfahren negativ. Die Arbeit litt unter dem generellen Mangel, dass es zwischen Heinrich Mann (1871–1950) und Lu Xun 鲁迅 (1881–1936) keinerlei persönliche Beziehungen gab und andererseits noch keine Methoden einer marxistischen Literaturkomparatistik existierten, deren Anwendung in den Gutachten aber vorausgesetzt wurde.Footnote17

Ab Ende der 1950er Jahre bis 1966 hielt Yang Enlin Kurse der chinesischen Sprache an der Volkshochschule in Berlin-Mitte am Alexanderplatz ab, die anspruchsvoll waren. In den 1960er Jahren lauteten die Themen, mit denen er jeweils ein Jahr lang chinesische Literatur und Philosophie nahebrachte: Tang-Gedichte (Tang shi 唐詩), Daodejing 道德經, Shuihuzhuan 水滸傳 (Die Räuber vom Liangschan), Rulin waishi, Guanchang xianxingji 官場現形記 (Das Haus zum gemeinsamen Glück). Da er von den Romanen nicht einmal ein ganzes Kapitel durchnahm, war sein Unterricht eine Anregung, wenigstens das eine Kapitel zu Ende und mehr zu lesen. Damals war es noch möglich, im „Internationalen Buch“ am Alexanderplatz die chinesische Originalliteratur zu erwerben. In der Regel kamen etwa zehn Teilnehmer zu seinen Kursen, von denen ungefähr die Hälfte bis zum Ende durchhielt. Einige seiner Schüler durchliefen später ein reguläres Sinologiestudium.

Der Autor dieses Artikels erinnert sich daran, dass die Chinesisch-Klasse auf Anregung einer ihrer Teilnehmerinnen im Jahre 1962 die Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte in Erkner besuchte. Yang Enlin schenkte bei dieser Gelegenheit jedem seiner Schüler eine Kalligrafie eines klassischen chinesischen Gedichts, die er in Ermangelung von speziellem chinesischen Papier auf Tapetenpapier geschrieben hatte. Yang hatte den Besuch in der Gedenkstätte in einem Gedicht festgehalten (siehe Abb. 2).Footnote18 Dieser Ausflug steht exemplarisch für das herzliche Verhältnis des Lehrers zu seinen Schülern.

Abb. 2: Yang Enlins Gedicht „Besuch der Hauptmann-Gedenkstätte“ in seiner Kalligrafie. Privatbesitz des Autors.

Abb. 2: Yang Enlins Gedicht „Besuch der Hauptmann-Gedenkstätte“ in seiner Kalligrafie. Privatbesitz des Autors.

Besuch der Hauptmann-Gedenkstätte

Das verborgene Haus in Berlin gleicht einem schlafendenden Drachen,

die Zeit wandelt sich vom Herbst zum Winter.

Eingeladen besuchen wir gemeinsam Erkner,

denn wir wollen uns auf die Spur des „Biberpelzes“ begeben.

Auf der Straße vor der Villa schaut man auf die Menschen,

das Städtchen am Fluss weitet die Brust.

Einst lebte hier Hauptmann drei Jahre lang

Und schrieb Gedichte und Dramen von ewiger Dauer.

           Besuch im Dezember 1962

           Vollendet am 17. Januar 1963

Überhaupt waren seine Gedichte im klassischen Stil eine Art Tagebuch, mit denen er Erinnerungen an seine Verwandten, seine Reisen, Reflexionen über sein Innenleben sowie Ängste vor Fremdenhass und die wieder auflebenden Untaten der Neonazis und politische Ereignisse wie den Streik der polnischen Werftarbeiter oder den Fall der Mauer festhielt.

Im Alter fasste er seine zahlreichen verstreuten Gedichte in mehreren Gedicht­sammlungen zusammen. Die Gedichtsammlung Chizi xinsheng enthält auch Berichte in Prosa über seine erste Reise nach China im Jahre 1982 nach dem Beginn der Öffnungspolitik und biografische Skizzen über seine Eltern.

Eine weitere Aktivität war ab 1962 ein Lehrauftrag auf den Gebieten chinesische Kalligrafie und Malerei, den er an der Humboldt-Universität Berlin und an der Karl-Marx-Universität Leipzig, später auch an der Kunsthochschule Weißensee durchführte.Footnote19 Ab 1976 gab er für interessierte Kolleginnen und Kollegen der Staatlichen Museen Übungsstunden in chinesischer Malerei nach dem klassischen Mallehrbuch Jiezi yuan huazhuan 芥子園畫傳 (Malereihandbuch des Senfkorn­gartens). 1977 bekam er einen Lehrauftrag „Einführung ins Pinselschreiben“ an der Sektion Asienwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1976 führte er auch einen Kalligrafie-Kurs immer wöchentlich an einem Nachmittag im Pergamon-Museum durch.Footnote20 Antje Richter und Matthias L. Richter, die 1988/1989 an dem Kurs teilnahmen, blickten auf diese Zeit zurück:

Herr Nahser,Footnote21 der Direktor der Ostasiatischen Sammlung, kann sich erinnern, dass Yang Enlin seinen wöchentlichen Kurs zur chinesischen Kalligraphie und Malerei im Sekretariat der Ostasiatischen Sammlung wegen des dort vorhandenen großen Tisches abgehalten hat. Wir selbst haben nur etwa ein Jahr lang an dem Kurs teilgenommen, von September 1988 bis September 1989. In diesem Jahr haben wir uns immer am Montagnachmittag getroffen, um eben diesen beeindruckend großen Tisch. In meiner Erinnerung waren wir etwa ein Dutzend Teilnehmer, jeder mit einem Tuschereibstein, einem Stück Tusche, Pinseln und Papier vor sich. Dr. Yang hat sowohl Kalligrafie als auch Malerei unterrichtet. In der Kalligrafie ging es viel um die acht grundlegenden Striche, aus denen chinesische Zeichen aufgebaut sind, ganz traditionell erklärt anhand des Zeichens [yong] 永. Dr. Yang hat uns aber nicht nur mechanisch einzelne Zeichen schreiben lassen, sondern auch kurze idiomatische Wendungen, meistens sogenannte chengyu 成語. Dabei hat er immer auch den literarischen und kulturellen Hintergrund dieser Sprichwörter erklärt, zum Beispiel die Hanfeizi 韓非子 -Anekdote, die hinter dem Sprichwort shou zhu dai tu 守株待兔 steht („einen Baumstumpf bewachen, um an einen Hasen zu kommen“), oder ein Gedicht des tangzeitlichen Dichters Song Zhiwen 宋之問 (ca. 660–712), auf das das Sprichwort kongzhong louge 空中樓閣 („Luftschlösser bauen“) zurückgeht. Dr. Yang war immer voller Verständnis für die Fragen und Schwierigkeiten der Teilnehmer, die ja sehr unterschiedliche Kenntnisse des Chinesischen und der chinesischen Kultur überhaupt hatten. Wir hatten z.B. erst vor wenigen Monaten angefangen, die chinesische Sprache und Schrift zu lernen und wussten von Literatur oder Kunst herzlich wenig. Dr. Yang war immer voller Geduld und freundlicher Ermutigung, auch wenn unsere Fragen noch so abwegig waren. Neben Kalligrafie hat Dr. Yang auch die Anfänge der chinesischen Tuschemalerei unterrichtet, anhand der Vorlagen in dem traditionellen Lehrbuch Der Senfkorngarten (Jiezi yuan huazhuan 芥子園畫傳) aus dem 18. Jahrhundert, das er in einer fadengebundenen Ausgabe hatte. Er hat uns die grundlegenden Techniken vermittelt, wie man Bambus, Pflaumenblüten und Felsen malt. Auch hier waren seine Erklärungen zum kulturellen Hintergrund immer genauso wichtig wie der praktische Unterricht.Footnote22

Seine schöne, charakteristische Handschrift wurde von den Verlagen gern benutzt, um mit ihr Buchtitel chinesischer Literatur zu schmücken (siehe Abb. 3). Die Kataloge der Ostasiatischen Sammlung des Pergamon-Museums tragen auf dem Umschlag häufig seine Kalligrafie. Auch das Chinesisch-Deutsche Wörterbuch, das 1985 im Akademie-Verlag erschien, trägt seine Titelkalligrafie. Der Direktor der Ostasiatischen Sammlung von 1954 bis 1983, Bruno Voigt (1912–1988),Footnote23 erwarb für die Sammlung des Museums mehrere Kalligrafien von Yang Enlin, die in unterschiedlichen Schreibstilen ausgeführt waren.Footnote24

Abb. 3: Einladung zur Ausstellung „Chinesische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts“ im Pergamon-Museum 1985 in der Kalligrafie von Yang Enlin. Der Stempel links unten trägt seinen Künstlernamen Yugong 雨工 (Regenarbeiter). Privatbesitz des Autors.

Abb. 3: Einladung zur Ausstellung „Chinesische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts“ im Pergamon-Museum 1985 in der Kalligrafie von Yang Enlin. Der Stempel links unten trägt seinen Künstlernamen Yugong 雨工 (Regenarbeiter). Privatbesitz des Autors.

Aus der Beschäftigung mit der Malerei resultierte seine stark gekürzte Über­setzung des Mallehrbuchs Der Senfkorngarten, die 1966 erschien.Footnote25 In verschiedenen Katalogen und Bildermappen über chinesische Malerei erläuterte er ihr Wesen. Zugleich malte er selbst Tuschbilder im klassischen Stil. Bereits sein Vater hatte ihn in die Geheimnisse der Kalligrafie und der Malerei eingeführt. Er selbst hatte das Wesen der chinesischen Malerei so charakterisiert:

Die Malerei selbst ist eine Verwirklichung der persönlichen, geistigen Beweg­lichkeit und der inneren Lebendigkeit des Künstlers. Der chinesische Maler lebt jederzeit mit den einfachsten Mitteln: Wasser und Tusche sind seine ideale Welt. Einige wenige, schnell ausgeführte Pinselstriche wie Kalligraphie bilden diese Welt, und er verzichtet auf alle Techniken naturalistischen Beiwerks.Footnote26

Erfolgreich suchte er nach Möglichkeiten, um seine nach mehreren Hundert zählenden Bilder in Berlin, aber auch andernorts auszustellen (siehe Abb. 4). Seine Bilder wurden gern gekauft und auch im Staatlichen Kunsthandel angeboten. 1979 wurde er Mitglied des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR/Sektion Malerei und Grafik. Dies war in der DDR eine Voraussetzung, um ausstellen zu können.

Abb. 4: Tuschmalerei von Yang Enlin, Der Zug der Wildgänse (1983). Privatbesitz des Autors.

Abb. 4: Tuschmalerei von Yang Enlin, Der Zug der Wildgänse (1983). Privatbesitz des Autors.

Zeit seines Lebens verehrte er Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Intensiv beschäftigte er sich insbesondere mit dessen Gedichten, von denen er viele, zum Beispiel aus der Sturm- und Drang-Periode, meisterhaft ins Chinesische übertrug.Footnote27 Natürlich faszinierten ihn das Interesse des alten Goethe für die chinesische Literatur und Goethes Nachdichtungen auf der Grundlage einer englischen Übersetzung. Yang Enlin ging der Frage nach, welche Original-Gedichte seine Vorlage gebildet haben könnten. In der Goethe-Gesellschaft von Weimar fand er kompetente Gesprächspartner. So veröffentlichte er im Goethe-Jahrbuch von 1972 einen Beitrag über Goethes „Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten“.

Seine vielfältigen Aktivitäten und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ostasiatischen Sammlung in zahlreichen Veröffentlichungen in der Reihe Forschungen und Berichte führten 1970 zu seiner Beförderung zum wissenschaft­lichen Oberassistenten.Footnote28 1977 wurde er Kustos der Ostasiatischen Sammlung. Besonders interessierte er sich im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit für die chinesische Porzellanmalerei, die im 17. und 18. Jahrhundert während der Qing-Dynastie einen Höhepunkt erreichte. Indem er chinesische Porzellanmalerei in den Museen mehrerer Länder Europas studierte, bereitete er eine Dissertation vor, mit der er 1976 an der Humboldt-Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert wurde. Gutachter waren die Professoren Peter H. Feist (1928–2015)Footnote29 und Siegfried Behrsing sowie Dr. Friedrich Reichel.Footnote30 Die Ergebnisse seiner Dissertation fanden ihren Niederschlag in dem ausgezeichnet illustrierten Buch Chinesische Porzellanmalerei. Es erschien 1986 zunächst bei Edition Leipzig, aber zugleich auch in der Bundesrepublik und in Frankreich. Yang Enlin war es stets ein wichtiges Anliegen, sein Wissen einem breiten Publikum vorzustellen. So sprach er am 8. November 1987 über das Leben des Kaisers Qin Shihuang 秦始皇, aus dessen Grab mehrere Ton-Figuren von Kriegern und Pferden in Berlin ausgestellt wurden.Footnote31

Im Jahre 1979 beteiligte sich Yang Enlin an der Vorbereitung der Ausstellung „Lu Xun, Zeitgenosse“ (10.1.–23.2.1980) im Foyer der Westberliner Staatsbibliothek. Ausgangspunkt dieses Engagements war eine Anfrage von Thomas Ulbrich,Footnote32 einem der Ausstellungsmacher. Mit seinem chinesischen Pass konnte Yang Enlin nach West-Berlin fahren; er musste die Fahrten nur seiner Botschaft melden. Für das Buch zur Ausstellung steuerte er zahlreiche Kalligrafien und auch Texte unter dem Pseudonym Cao Huisheng bei.

Als Herr Ulbrich im selben oder dem folgenden Jahr eine Reisegruppe nach China leitete, die auch Kunming besuchte, bat Yang Enlin ihn, seinem Bruder (eigentlich ein Neffe) einen Brief und ein Geschenk zu überbringen. Unter konspirativen Bedingungen suchte Ulbrich im Schutze der Dunkelheit die Adresse des Neffen auf. Der Neffe, der als Designer in einer Schuhfabrik arbeitete, lebte in einem halben Zimmer mit Frau und Tochter. Die andere Zimmerhälfte, mit einem Vorhang abgeteilt, bewohnte eine weitere Familie. Alle hatten eine fürchterliche Angst, dass der Blockwart vom Besuch eines Ausländers im Haus erfahren könnte. Deshalb übergab Ulbrich die Mitbringsel und verschwand rasch wieder. Am nächsten Tag brachte der Neffe einen Brief für Yang Enlin in das Hotel der Reisegruppe.Footnote33 Die während der Kulturrevolution allgegenwärtige Angst vor Spitzeln wirkte noch lange nach.

Im Jahre 1982 konnte Yang Enlin zum ersten Mal nach 34 Jahren, seit er 1948 China zum Studium in Europa verließ, seine Heimat in der Nähe von Kunming besuchen. Seine Dienststelle hatte ihm eine vom Ministerium für Kultur mit etwa 2.000 DM finanzierte Studiendienstreise in die Provinz Yunnan ermöglicht. Nachdem Ende 1978 Deng Xiaoping 鄧小平 (1904–1997) die Politik von Reform und Öffnung verkündet hatte, war China, das vorher jahrelang für die Außenwelt verschlossen war, an der Entwicklung des Tourismus als einer Quelle zur Hebung des Lebensstandards interessiert.

Yang Enlin hatte sich dienstlich vorgenommen, über die Seereisen von Zheng He 鄭和 (1371–1433 oder 1435) zu recherchieren, der aus seiner Heimat Kunyang stammte. Zugleich nutzte er die Reise, um mit seinen Verwandten zusammenzutreffen. In Begleitung seiner Schwägerin und ihrer Schwester fuhr er mit einem gemieteten Jeep von Kunming nach Kunyang, einem Städtchen am Südufer des großen Dianchi 滇池 -Sees. Hier traf er mehrere entfernte Verwandte, die sich in der Zeit des Bürgerkriegs (1927–1949) als Söldner verdingt und auch etliche Verbrechen begangen hatten. Jedoch nach 1949 wechselten sie die Seiten und schlugen in den Anklage-Versammlungen während der Bodenreform schamlos ihre eigenen Angehörigen. In seinem Heimatdorf Xianhecun lebte eine Schwägerin (eigentlich die Frau eines Neffen) mit ihren Kindern in einer Strohhütte. Sämtliches Mobiliar hatte man konfisziert; sie besaßen jeder nur eine kleine Schüssel und ein Paar Essstäbchen. Die Fotos, die Bilder und die Kalligrafien der Eltern hatte man zerrissen und verbrannt. Der Neffe musste mehr als zehn Jahre in einem Arbeitslager verbringen und war bald nach seiner Freilassung gestorben.

In der Umgebung des Dorfes sah Yang Enlin nicht mehr die von seinem Vater angepflanzten Bäume. Während des „Großen Sprungs nach vorn“, einer Kampagne zur Stahlproduktion (1958/1959), wurden sie sämtlich als Feuerungsmaterial für die Hochöfchen gefällt, und bis jetzt war dieser Kahlschlag nicht wieder aufgeforstet worden. Auf einem Gräberfeld standen nur die Grabsteine von Kadern und Angehörigen der Roten Garden, die Grabsteine der übrigen Einwohner waren verschwunden. Man zeigte ihm eine Stelle und meinte, hier sei sein Vater begraben. Yang Enlin fotografierte die Stelle. Sein Verwandter berichtete noch, dass man für seine Mutter keinen Sarg gehabt hatte, sie war nur in eine verschlissene Schilfmatte eingewickelt worden. Yang Enlin stellte fest, dass es in seinem Heimatdorf weiterhin nur die beiden Familien Yang und Wang gab, die früher untereinander geheiratet hatten, aber seit 1949 waren die beiden Familien immer aufeinandergehetzt worden.

Besonders traurig war das Schicksal eines entfernt verwandten Paares, das 1959 in ein Arbeitslager in einem landwirtschaftlichen Gut bei Xishuangbanna 西雙版納 in der Provinz Yunnan verbannt wurde. Xishuangbanna ist heute ein paradiesischer Ort für Touristen, aber damals war es die Hölle. Lange Zeit durfte dem Paar niemand nicht einmal einen Brief schreiben. Ihr einziges Kind, das sie zurücklassen mussten, war zu Hause verhungert, weil sich niemand um das Kind gekümmert hatte, denn es war verboten, sich um ein Kind von Verbannten zu kümmern.Footnote34 Unmenschliches Verhalten war alltäglich geworden.

Ungeachtet dieser erschütternden Eindrücke vom Schicksal seiner Verwandten hatte Yang Enlin in Kunyang Material über Zheng Hes sieben Seereisen in den Indischen Ozean bis nach Ostafrika gesammelt.Footnote35 Später hat er zum Thema von Zheng Hes Seereisen Vorträge, Artikel und auch ein Buch verfasst. Im Vorfeld seiner ersten Reise in die Heimat wandte sich Yang Enlin der zeitgenössischen chinesischen Literatur zu. Für den Verlag für fremdsprachige Literatur Peking übersetzte er eine Auswahl von Erzählungen von Yu Dafu 郁達夫 (1896–1945),Footnote36 die 1980 erschien.

Später übersetzte Yang Enlin mit Konrad Herrmann eine Auswahl aus dem Werk von Lu Xun. Ruth Werner (1907–2000),Footnote37 die Funkerin von Richard Sorge (1895–1944),Footnote38 die in den 1930er Jahren Lu Xun in Shanghai kennengelernt hatte, verfasste für das Buch ein Vorwort. Zum 100. Geburtstag von Lu Xun im Jahre 1981 veranstaltete die Humboldt-Universität Berlin eine Gedenkveranstaltung mit mehreren Vorträgen, zu der auch Vertreter der chinesischen Botschaft in Berlin und des Außenministeriums der DDR eingeladen waren. Die Atmosphäre war damals zum Zerreißen gespannt. Obwohl Deng Xiaoping in China schon erste Maßnahmen zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaft eingeleitet hatte, war das außenpolitische Verhältnis zwischen China und der DDR noch sehr frostig. Ein einziges falsches Wort hätte einen politischen Eklat auslösen können. Aber alles lief gut. Zum Schluss informierte der Lektor des Reclam-Verlags Leipzig, Harald Möller, darüber, dass gerade eine Auswahl aus dem Werk von Lu Xun in deutscher Übersetzung erschienen sei. Am nächsten Tag brachte die Zeitung Renmin ribao 人民日報 eine kurze Notiz über die Gedenkveranstaltung und die Nachricht, dass in der DDR eine Lu Xun-Auswahl erschienen war. Auch dieses bescheidene Ereignis war ein Mosaikstein auf dem Weg zur Normalisierung der Beziehungen zwischen China und der DDR.

Später folgte noch die Übersetzung einer Auswahl aus dem Schaffen von Ding Ling 丁玲 (1904–1986).Footnote39 1984 suchte er die Schriftstellerin, die mehrere Jahrzehnte in der Verbannung leben musste, in Beijing auf.

Yang Enlins wissenschaftlicher Ehrgeiz und seine innige Liebe zu Goethe waren ihm ein Beweggrund, eine Habilitationsschrift zum Thema „Goethe in seiner Beziehung zur chinesischen Literatur, Kunst und Philosophie“ vorzubereiten, die er 1987 erfolgreich an der Humboldt-Universität verteidigte. Gutachter seiner Arbeit waren die Professoren Fritz Gruner (1923–2001),Footnote40 Siegfried Streller (1921–2015)Footnote41 und Eva Müller (geb. 1933).Footnote42

In den 1980er-Jahren übersetzte Yang Enlin gemeinsam mit Konrad Herrmann große Teile des Romans Fengshen yanyi 封神演義, der den Titel Die Götterliste bekam. Den Anfang hatte Yang Enlin bis zum Kapitel 32 mit der Romanistin Irmgard NickelFootnote43 übersetzt. Im Jahr 1991 war die Übersetzung bis zum Kapitel 79 (von insgesamt 120 Kapiteln) vorgeschritten, aber dann musste der Kiepenheuer-Verlag, der dieses Mammutprojekt verfolgte, aus finanziellen Gründen – verursacht durch die Aktionen der Treuhandanstalt zur Beseitigung der Leipziger Verlagsszene – den Vertrag kündigen, so dass diese Übersetzungsarbeit unvollendet abgebrochen wurde.Footnote44

Im Jahre 1989 unternahm Yang Enlin eine Dienstreise nach Leningrad, um die Kunstsammlungen in der Eremitage und insbesondere die Sammlung chinesischer Kunst zu studieren.Footnote45

Yang Enlin erlebte noch die Umsiedlung der Ostasiatischen Sammlung des Pergamon-Museums nach Berlin-Dahlem und ihre Vereinigung mit dem dortigen Ostasiatischen Museum im Jahre 1992. In diesem Jahr unternahm er auch eine Dienstreise nach Japan, wo er Tokyo, Kyoto, Fukuoka, die Porzellanmanufaktur Arita und den Biwa-See besuchte.Footnote46 In Tokyo fanden gerade die Ausstellungen „Schätze aus dem Palastmuseum Beijing“ und „Ausgrabungen aus Shaanxi 陝西, Henan 河南 und Gansu 甘肅“ statt.Footnote47

1994 wurde Yang Enlin ins Pensionärsdasein verabschiedet, doch er blieb dem Museum noch als Berater erhalten. Regelmäßig erschien er auch zu den Eröffnungen neuer Ausstellungen.

Im Jahre 1997 ernannte ihn die Technische Universität Kunming zum Honorarprofessor.Footnote48 Spätestens zu diesem Zeitpunkt war er ein in China und ebenso im Ausland hochgeschätzter Wissenschaftler. Während der Olympischen Spiele 2000 hatten ihn die Universitäten Melbourne und Canberra zu Ausstellungen, Vorlesungen und Vorträgen eingeladen.Footnote49

Im Jahre 2005 nahm er an einer Zheng He-Konferenz mit Veranstaltungen in Nanjing, Taicang 太倉 und Kunming teil.Footnote50 Auf dieser Konferenz trat er mit einem Vortrag zum Thema „Huangwei jicheng yu Zheng He xia Xiyang“ 皇位繼承與鄭和下西洋 (Das Thronerbe und Zheng Hes Seereisen) auf. Darin befasste er sich mit dem politischen Motiv von Zheng Hes Seereisen.

Yang Enlin starb im Jahre 2014 in Berlin.

Sein innerstes Verlangen war ein Leben in Frieden und Harmonie, in Toleranz und Ausgleich. Er wünschte sich eine Konfuzius-Laotse-Gesellschaft mit Anhängern in ganz Europa, um ein geistiges Band zwischen Europa und Asien zu spannen. Seine Studierstube nannte er programmatisch „Kong Lao Kang Ge shirong shi“ 孔老康歌試融室 (Studio der harmonischen Verbindung von Konfuzius, Laozi, Kant und Goethe).

Yang Enlin war ein äußerst aktiver Kulturvermittler zwischen China und der DDR, aber auch darüber hinaus im deutschsprachigen Raum. Ihn zeichneten viele Kompetenzen aus: chinesische Philosophie, chinesische Kunstgeschichte, chinesisches Porzellan, chinesische Malerei und Kalligrafie, klassische chinesische Dichtung, Spezialist für Goethe und China, Spezialist für Zheng Hes Seereisen, Chinesisch-Lehrer, Übersetzer klassischer und zeitgenössischer chinesischer Literatur. Mit seinen vielzähligen ideenreichen Publikationen, den von ihm konzipierten Ausstellungen und seinen Vorträgen erreichte er ein breites Publikum. Seine Aktivitäten waren in das Spannungsfeld China – Sowjetunion – DDR und der kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West gestellt, was sein vorsichtiges Handeln prägte. Yang Enlin war ein Edler (junzi 君子), ein klassischer chinesischer Gelehrter.

Yang Enlins Veröffentlichungen

Bücher

1955. Reise durch die DDR. Berlin: Verlag Die Wirtschaft.

1956. So singt man in der DDR. Berlin: Verlag Die Wirtschaft.

1958. Heinrich Mann und Lu Hsün. Berlin.

1968. Lexikon der Kunst. Leipzig: E.A. Seemann Verlag. [Autor der Stichwörter: chinesische Architektur, Keramik, Bronze und Malerei]

1976. „Chinesische Porzellanmalerei in der Kangxi-, Yongzheng- und Qianlong-Periode (1662–1795)“. Dissertation an der Humboldt-Universität Berlin.

1986a. Chinesische Porzellanmalerei im 17. und 18. Jahrhundert. Leipzig: Edition Leipzig.

1986b, 1992. Chinesische Porzellanmalerei im 17. und 18. Jahrhundert. München: Klinkhardt und Biermann.

1986c. „Goethe in seiner Beziehung zur chinesischen Literatur, Kunst und Philo­sophie“. Habilitationsschrift an der Humboldt-Universität Berlin.

1987a. Chinese Porcelain Decoration in the 17th and 18th Centuries. Leipzig: Edition Leipzig.

1987b. La Porcelaine chinoise des XVII et XVIII siècles. Paris: Dessain et Tolra.

1992. Haishang juren: Jinian Zheng He xia xiyang 587 zhounian 海上巨人――紀念鄭和下西洋587 周年 [Der Gigant des Meeres: Zur Erinnerung an Zheng Hes Seereisen zum 587. Jahrestag]. [Kunyang:] Kunyang zhen Zheng He lu bianshichu bianyin 昆陽鎮鄭和路編事処編印.

1996a. Lü Ou wenji 旅歐文集 (Sammlung von Aufsätzen über Reisen durch Europa). Berlin: Selbstverlag.

1996b. Zhi Ou ci 滯歐詞 (Gedichte über das Verweilen in Europa). Berlin: Selbstverlag.

1998. Chizi xinsheng 赤子心聲 (Der Ruf des kindlichen Herzens). [Berlin:] Selbstverlag.

1999. Qian xi ci shang ce 千禧詞上冊 (Glück des Jahrtausends: Erster Teil der Gedichte). [Berlin:] Selbstverlag.

2000. Qian xi ci xiace 千禧詞下冊 (Glück des Jahrtausends: Zweiter Teil der Gedichte). [Berlin:] Selbstverlag.

2002. Xin shiji shanshui ci 新世纪山水词 (Landschaftsgedichte des neuen Jahrhunderts). Beijing.

Übersetzungswerke

[1949]. „Das Konstituierende Gesetz der Zentralen Volksregierung der Volksrepublik China, angenommen am 27. September 1949 in der ersten Sitzung der Politischen Beratenden Versammlung des chinesischen Volkes“; „Die allgemeinen Grundsätze der Politischen Beratenden Versammlung des chinesischen Volkes“. O.O., o. J. [Typoskript]

1953. Zusammen mit Wolfgang Müncke. Dschou Li-bo [Zhou Libo 周立波]. Orkan. Berlin: Tribüne. [Weitere Ausgabe, Wien: Stern Verlag, 1954.]

1956. Jou Schih 柔石, „Sklavin Mutter“. Sinn und Form 1956, 2, S. 290–313.

1959. Zhou Libo 周立波. Der Strom. Berlin: Tribüne.

1960. „Shen Gu-li: Einige Erfahrungen über Tonaufnahmen für chinesische Spielfilme (Opernfilme)“. Bild und Ton 1960/9, S. 278–279, 1960/10, S. 310–311.

1961. Zusammen mit Alfons Mainka. Ai Ming-dshi [Ai Mingzhi 艾明之]. Zwei Mädchen aus Schanghai. Illustrationen von Ursula Wendorff-Weidt. Berlin: Verlag Neues Leben.

1962, 1976, 1989. Zusammen mit Gerhard Schmitt. Wu Jingzi 吳敬梓. Der Weg zu den weißen Wolken: Geschichten aus dem Gelehrtenwald. Leipzig – Weimar: Kiepenheuer.

1966. Der Senfkorngarten: Lehrbuch der chinesischen Malerei. Leipzig: E.A. Seemann.

1980, 1990. Yu Dafu 郁達夫. Die späte Lorbeerblüte: Erzählungen. Beijing: Verlag für Fremdsprachige Literatur.

1981a, 1986. Zusammen mit Konrad Herrmann. Lu Xun 魯迅. In tiefer Nacht geschrieben. Leipzig: Philipp Reclam jun. Leipzig.

1981b. Zusammen mit Konrad Herrmann. Lu Xun 魯迅, In tiefer Nacht geschrieben. Frankfurt/M.: Röderberg.

1987a. Zusammen mit Konrad Herrmann. Ding Ling 丁玲, Hirsekorn im blauen Meer. Leipzig: Philipp Reclam jun.

1987b. Zusammen mit Konrad Herrmann. Ding Ling 丁玲, Hirsekorn im blauen Meer. Köln: Pahl-Rugenstein.

Bildermappen

1981. Japanische Farbholzschnitte. Leipzig: E.A. Seemann.

1983. Altchinesische Tuschmalerei. Leipzig: E.A. Seemann.

1986. Altchinesisches Porzellan. Leipzig: E.A. Seemann.

1990. Ando Hiroshige. Leipzig: E.A. Seemann.

1994. Japanische Landschaften: Hokusai – Hiroshige – Hokkei. Leipzig: E.A. Seemann.

Zeitschriftenaufsätze und Artikel

1964. Zusammen mit Bruno Voigt. „Chinesische Keramik von der Han-Zeit bis zum 13. Jahrhundert“. Forschungen und Berichte 6 (1964), S. 102–110.

1967. „Ton und Reim in der chinesischen Poesie“. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig 16 (1967), S. 251–267.

1968. Zusammen mit Bruno Voigt. „Zur Verwendung und Technik chinesischer Dachziegel“. Forschungen und Berichte 10 (1968), S. 223–225, T36-T37.

1972. „Goethes ‚Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten‘“, Goethe-Jahrbuch 89 (1972), S. 154–188.

1975. „Goethes ‚Elpenor‘ in seiner Beziehung zur chinesischen Literatur“. Goethe-Jahrbuch 92 (1975), S. 233–255.

1976. „Chinesisches Exportporzellan für Europa im 17. und 18. Jahrhundert“. Forschungen und Berichte 17 (1976), S. 135–142, T10-T12.

1978. „Arbeitende Menschen in der Malerei von der Han- bis zur Tang-Zeit“. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 4 (1978), S. 175–186.

1979a. „Die Architektur des Kaiserpalastes Beijing“. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1979, S. 198–208.

1979b. „Die sagenhaften Kaiser in der chinesischen Urgeschichte“. Forschungen und Berichte 19 (1979) S. 37–48, T1–T7.

1980. „‚Alle Götter gehen zum Fest‘. Ein chinesisches Rollbild“. Forschungen und Berichte 20 (1980), S. 541–548.

1981. „Chinesische Seidenstickereien und -weberei im 18. und 19. Jahrhundert“. Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 5 (1981), (I 13), S. 1106–1109.

1982. „Chinesische Bronzen von den Anfängen bis zur Han-Zeit“. Forschungen und Berichte 22 (1982). S. 207–217, T31–T38.

1983. „Shen si hai de xiangqing“ 深似海的鄉情 (So tief wie das Meer ist die Heimatliebe). Tuanjie bao 團結報 Nr. 605, 30. April 1983. [Poetischer Essay über die China-Reise 1982.]

1984. „Goethe in seiner Beziehung zur chinesischen Kunst“. Goethe-Jahrbuch 26 (1984), S. 329–336.

1985. „Die Entwicklung des chinesischen Porzellans unter Berücksichtigung neuer Ausgrabungen altchinesischer Keramik“. Silikattechnik 36 (1985), S. 267–272.

1991. „Über den Einfluß des altchinesischen Porzellans auf die Herstellung des Meißner Porzellans“. Forschungen und Berichte 31 (1991), S. 139–152.

1992. „Das Zwiebelmuster und die technologische Beziehung des Meißner Porzellans zum alten chinesischen Porzellan“. Studien zur Kulturgeschichte Chinas: Beiträge zur Tagung „Kulturgeschichte Chinas“ vom 21. bis 23. November 1989 in Dresden, hrsg. v. Herbert Bräutigam und Ulrich Lau. Frankfurt/M.: Verlag für Interkulturelle Kommunikation, S. 93ff.

1993. „Fanlun Zhong De wenhua guanxi: Shiqi, shiba shiji“ 汎論中德文化關係——十七、十八世紀 [Allgemeine Betrachtung über die chinesisch-deutschen Kulturbeziehungen im 17. und 18. Jahrhundert]. Haijiaoshi yanjiu 海交史研究 1993/2, S. 115–118.

1995. „Xile juzuo „Tulangduo‘ yu Zhongguo wenxue de guanxi“ 席勒劇作「徒朗多」與中國文學的關係 [Schillers Schauspiel „Turandot“ und seine Beziehung zur chinesischen Literatur]. Haijiaoshi yanjiu 海交史研究 1995/1, S. 115–120, 37.

1998a. „Ruhe zhi shui“ 如何治水 (Wie man das Wasser bändigt). Zhongguo pinglun 中國評論 1998/10, S. 55

1998b. „‚Yi guo san zhi‘ yu heping jianshe chuyi“ 「一國三制」與和平建設芻議 [Eine unmaßgebliche Meinung zu „Ein Land – drei Systeme“ und zum friedlichen Aufbau]. Zhongguo pinglun 中國評論 1998/7, S. 61.

1999a. „Shiqi, shiba shiji Zhongguo shuchu Ouzhou de waixiao ci“ 十七、十八世紀中國輸出歐洲的外銷瓷 [Chinesisches Porzellan des 17. und 18. Jahrhunderts für den Export nach Europa). Fujian wenbo 福建文博 1999/1, S. 58–65.

1999b. „Gede yu Zhongguo yishu de guanxi“ 歌德與中國藝術的關係 (Goethe und seine Beziehung zur chinesischen Kunst). Haijiaoshi yanjiu 海交史研究 1999/1, S. 41–46.

2000a. „Chinesische Studierende in Ost-Berlin und deren Wünsche: Die 50er bis Anfang der 60er Jahre“. In: Christoph Kaderas und Meng Hong (Hrsg.), 120 Jahre chinesische Studierende an deutschen Hochschulen, Bonn: Deutscher Akademischer Austauschdienst, 2000, S. 52-53.

2000b. „‚Weiwu xinlun shitan‘“ 「唯物心論」試探 [Versuchsweise Erörterung über Materialismus und Idealismus], Manuskript vom 14. Februar 2000. (Dieser Artikel wurde in der Volksrepublik China von Parteiideologen heftig kritisiert.)

2003. „Zheng He yu Sun Ran“ 鄭和與孫髯 [Zheng He und Sun Ran]. Zheng He yanjiu yu huodong jianxun 鄭和研究與活動簡訊 14 (2003), S. 15–19.

2004a. „570. Jahrestag des Endes der 7maligen Fahrt vom Großseefahrer Zheng He durch den West-Ozean“, Vortragsmanuskript.

2004b. „Zheng He – der Kolumbus Chinas“. Neues Deutschland, 24. Juli 2004.

Rezensionen

1962. Jef Last. Lu Hsün – Dichter und Idol: Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des neuen China. Mit einer Einführung von Tilemann Grimm. Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg, 5. Frankfurt/M. – Berlin: Metzner, 1959. In: Deutsche Literaturzeitung 83 (1962) 4, S. 299–304.

1980. Friedrich A. Bischoff. Interpreting the Fu: A Study in Chinese Literary Rhetorics. In: Orientalistische Literaturzeitung 75 (1980) 2, S. 199–200.

1981. Marilyn Fu and Fu Shen, Studies in Connoisseurship: Chinese Paintings from the Arthur M. Sackler Collection in New York and Princeton. Princeton University Press, 1973. In: Orientalistische Literaturzeitung 76 (1981) 1, S. 95–97.

1984. Roger Goepper. Shu-P’u: Der Traktat zur Schriftkunst des Sun Kuo-T’ing, Wiesbaden: Steiner, 1974. In: Orientalistische Literaturzeitung 79 (1984) 2, S. 198–199.

Kataloge

Ausstellung der Photos von den Skulpturen von Maitschischan, dem Ping-Ling-Tempel, Tunhuang, Wang Tschiäns Grab und dem Tschin -Tsu-Tempel. Staatliche Museen zu Berlin, Ostasiatische Sammlung, o.J.

1960. Geschenke der Volksrepublik China. Staatliche Museen zu Berlin.

1962. Keramik und Porzellan der Gegenwart aus der Volksrepublik China. Staatliche Museen zu Berlin. [Yang Enlin steuerte die Titelkalligrafie und die Übersetzung der Objektbeschreibungen bei.]

1963. Malereien von Tji Bai-schi 1864–1957. Ausstellung im Pergamon-Museum. Berlin: Staatliche Museen zu Berlin, Ostasiatische Sammlung.

1965. Gegenwartskunst aus der Volksrepublik China. Staatliche Museen zu Berlin. [Von Yang Enlin stammt die Titelkalligrafie.]

1976. Chinoiserie und Japonerie. Staatliche Museen zu Berlin und Museum der Stadt Gotha. [Wissenschaftliche Bearbeitung durch Yang Enlin.]

1982.Kazumi Shirashi. Einführung zur Geschichte japanischer Lackkunst. Vorwort von Prof. Dr. Bartke, Berlin und Prof. Dr. Bachmann, Dresden (Generaldirektoren). Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche von Siegmar Nahser, Monika Schonert, Renée Violet und Yang Enlin. Berlin – Dresden: Staatliche Museen – Staatliche Kunstsammlungen. [Es handelt sich um ein Begleitbuch für die Ausstellung „Moderne japanische Lackkunst“.]

1985. Chinesische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts: Werke aus dem Kunstmuseum Tianjin, Sonderausstellung der Staatlichen Museen Berlin. Berlin: Ostasiatische Sammlung. [Darin von Yang Enlin: „Die Besonderheiten der chinesischen Malerei und ihre Schulen: Über das Wesen der chinesischen Malerei“, S. 15–18 und die Titelkalligrafie.]

1985. Effenberger, Arne (Hrsg.). Weltschätze der Kunst – der Menschheit bewahrt. Ausstellung anlässlich des 40. Jahrestages des Sieges über den Hitlerfaschismus und der Befreiung des deutschen Volkes, Altes Museum vom 13. März bis 23. Mai 1985. Berlin: Staatliche Museen. [Yang Enlin arbeitete an der Vorbereitung des Katalogs mit.]

1987. Hoffmann, Hans-Joachim – Wang Meng – Günter Schade – Song Zhenxing – Wu Zilin – Roland Felber, – Renée Violet – Yang Enlin. Tonfiguren von Kriegern der Qin-Dynastie Chinas: Sensationelle Grabungsfunde aus der VR China, Sonderausstellung in der Ostasiatischen Sammlung im Pergamon-Museum, 2. Oktober bis 8. Dezember 1987. Berlin: Staatliche Museen – [Xi’an]: Gesellschaft für Auslandsausstellungen von Kulturgut der Provinz Shaanxi.

1988. Malerei von Qi Baishi aus dem Besitz der Ostasiatischen Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Sonderausstellung vom 5. Oktober bis 31. Dezember 1988 im Pergamonmuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Ostasiatische Sammlung. [Von Yang Enlin verfasst.]

1989. Bräutigam, Herbert (Hrsg.) Schätze Chinas in Museen der DDR – Kunsthandwerk und Kunst aus vier Jahrtausenden, Leipzig E.A. Seemann. [Yang Enlin war als Autor und wissenschaftlicher Berater beteiligt.]

1991. Brühl, Georg – Wolfgang Hennig – Siegmar Nahser – Uta Rahman-Steinert – Ruth Strohschein – Yang Enlin. Meditation – Konstruktion, Berührung Ostasien – Europa: Bilder, Skulpturen, Gefäße der Schenkung und Sammlung Brühl. Publikation zur Sonderausstellung in der Ostasiatischen Sammlung im Pergamon-Museum, 21. Februar bis 28. April 1991. Berlin: Staatliche Museen, Ostasiatische Sammlung.

Ausstellungen

Malerei von Yang Enlin. Altes Museum Berlin (Galerie des Staatlichen Kunsthandels der DDR, 1970/80er Jahre.

Malerei-Ausstellung in Berlin-Weißensee. Zeit nicht exakt bekannt.

Entwicklung der chinesischen Kalligrafie, nachgeahmt von Yu gong (Yang Enlin). Ausstellung im Pergamon-Museum ab Februar 1975.

Ausstellung von Kalligrafie und Malerei von Yang Enlin. Juli/August 1983 – Januar 1984 in der Galerie im Alten Museum.

Tuschzeichnungen von Yang Enlin, Ausstellung in der Kleinen Galerie in Berlin-Weißensee.

Tuschzeichnungen und Kalligrafien in der Kleinen Galerie des Kulturbundes in Hoyerswerda 1985. Eröffnung der Ausstellung mit einem Lichtbildervortrag von Yang Enlin über chinesische Malerei des 20. Jahrhunderts am 30. November 1985.

Ausstellung von chinesischem Porzellan und Tuschmalereien aus der Ostasiatischen Sammlung zusammen mit Malereien von Yang Enlin im Schloss Friedrichsfelde 1986/1987.

Malerei und Kalligraphie, Park-Klinik Weißensee. Vernissage am 13. März 2001.

Buchillustrationen

1975. Scherner, Erhard – Helga Scherner (Übers.). Ho Chi Minh, Gefängnistagebuch. Berlin: Verlag Volk und Welt. [Darin sechs Gedichte in chinesischer Kalligrafie geschrieben von Yang Enlin.]

1980. Baqué, Egbert – Heinz Spreitz (Hrsg.). Lu Xun Zeitgenosse. Ausstellung im Foyer der Staatsbibliothek West-Berlins. Berlin: Leibniz-Gesellschaft für Kulturellen Austausch. [Yang Enlin hatte für das Buch zur Ausstellung unter dem Pseudonym Cao Huisheng Kalligrafien und Übersetzungen beigesteuert.]

1982. André Kahane (Kataloggestaltung.), Moderne japanische Lackkunst. Ausstellung in den Staatlichen Museen zu Berlin, Hauptstadt der DDR, Altes Museum, vom 2. Mai – 13. Juni 1982; Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Schloss Pillnitz. Berlin – Dresden: Staatliche Museen – Staatliche Kunstsammlungen. [Yang Enlin lieferte Kalligrafien für diesen Katalog.]

1987. Karl Klaus Walther (Hrsg.). Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie. Leipzig: Bibliographisches Institut. [Enthält mehrere Blätter mit Kalligrafien von Yang Enlin.]

Sonstiges

1991. Brentjes, Burchard. „Eine neu entdeckte Inschrift auf einer frühen chinesischen Bronze im Bestand des Museums für Ur- und Frühgeschichte“. Forschungen und Berichte 31 (1991), S. 17–21 [erwähnt die Entzifferung der Inschrift durch Yang Enlin].

Anmerkung zum Schriftenverzeichnis: Yang Enlin übersetzte außerdem chinesische Texte für verschiedene Veröffentlichungen von Bruno Voigt (unter anderem Meisterwerke der zeitgenössischen chinesischen Malerei, Leipzig: Seemann, 1963) und von Gerhart Pommerantz-Liedke zu chinesischen Steinabreibungen, ohne dass er erwähnt worden wäre.

Additional information

Notes on contributors

Konrad Herrmann

Konrad Herrmann studierte Sinologie an der Humboldt-Universität Berlin sowie Maschinenbau und Messtechnik an der Technischen Hochschule Magdeburg. Er war im Jahre 1990 an der Botschaft der DDR in der VR China als Sekretär für Wissenschaft und Technik tätig. Ab 1991 arbeitete er in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt als Laborleiter und in der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Metrologie. Sein Forschungsinteresse ist auf die Geschichte von Wissenschaft und Technologie in China (Übersetzung der Werke Mengxi bitan 夢溪筆談, München: Diederichs, 1997; Tiangong kaiwu 天工開物, Bremerhaven: Witschaftsverlag NW, 2004, und Kao gong ji 考工記, Leiden: Brill, 2019, mit Guan Zengjian 関增建), die Geschichte der chinesischen Metrologie (siehe den gleichnamigen Titel mit Guan Zengjian 関增建, Bremen: Fachverlag NW, 2016) und die wirtschaftliche Zusammenarbeit der DDR und China, (Von Zementfabriken, Schiffs- und Waggonbau zum Technologietransfer, Berlin– Münster: LIT, 2021) gerichtet.

Notes

1 Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Lebenslauf Yang Enlin zur Promotion A vom 24. November 1972. Die Promotionsverfahren waren in der DDR nach sowjetischem Vorbild in A und B unterteilt. Die Promotion A führte zum Doktortitel; die Promotion B entsprach einer Habilitation.

2 Siehe sein Gedicht Masai 馬賽 (Marseille), 29. Oktober 1958. In: „Sammlung einer Reise nach Europa“ („Ouyou ji“ 欧遊集), Loseblattsammlung im Lichtpausverfahren vervielfältigt, ca. 1970 (später als Kapitel in Chizi xinsheng 1998 aufgenommen).

3 Siehe sein Gedicht Bali 巴黎 (Paris), 29. Oktober 1958. In: „Ouyou ji“, ca. 1970.

4 Während der Bodenreform hielten in den Anklage-Versammlungen (sukuhui 訴苦會) die armen Bauern unter der Aufsicht von Funktionären über die von den Gutsbesitzern begangenen Verbrechen Gericht, die meist mit der Tötung der Gutsbesitzer endeten.

5 Yang Enlin, Chizi xinsheng, 1998, S. 91–95.

6 Yang Enlin, Chizi xinsheng, 1998, S. 99.

7 Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Lebenslauf von Yang Enlin zur Promotion A vom 24. November 1972.

8 Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, II/VA 1555, Werkvertrag vom 1.9.1959.

9 Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, II/VA 1555, Werkvertrag vom 1.1.1961.

10 Qi Baishi war ein bedeutender Maler der chinesischen Moderne. Er malte vor allem in Tusche. Während der japanischen Okkupation Beijings von 1937 bis 1945 verweigerte er sich jeglicher Kontakte mit den Besatzern.

11 Alfons Mainka gab in den 1960er Jahren an der Volkshochschule in Berlin Japanisch-Kurse.

12 Zhou Libo schloss sich der Liga der linken Schriftsteller an und diente der amerikanischen Journalistin Agnes Smedley als Dolmetscher. Er übersetzte sowjetische Romane in englischer Fassung ins Chinesische.

13 Über den Sinologen Gerhard Schmitt siehe auch Wolfgang Behr, „Gerhard Schmitt (1933–2017)“, Early China 41 (2018), pp. 9–23, doi:10.1017/eac.2018.2.

14 Hans-Günther Thalheim war ein Germanist, Literaturwissenschaftler und Herausgeber der Weimarer Beiträge. Er lehrte von 1957 bis 1964 an der Humboldt Universität Berlin und wechselte dann zur Akademie der Wissenschaften.

15 Erich Schönebeck war ein Pädagoge und Schriftsteller. Er lehrte an der Humboldt Universität Berlin Deutschmethodik und am Germanistischen Institut der Humboldt Universität Berlin Mittel- und Althochdeutsch.

16 Siegfried Behrsing war ein deutschbaltischer Sinologe und Übersetzer estnischer und sowjetischer Literatur. Von 1959 bis 1969 war er Direktor des Ostasiatischen Instituts der Humboldt Universität Berlin. Nach seiner Emeritierung forschte er über die deutsch-chinesischen Beziehungen.

17 Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Akte Promotionsverfahren 1961/32 Yang Enlin.

18 „Fang Huobuteman guju“ 訪霍卜特曼故居 (Besuch des Wohnhauses von Gerhart Hauptmann), 17. Januar 1963, im Lichtpausverfahren vervielfältigtes Blatt, ca. 1975.

19 Archiv der Humboldt Universität zu Berlin, Lebenslauf Yang Enlin zur Promotion A vom 24. November 1972.

20 Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, VA 1053 Ostasiatische Sammlung, Schreiben Bruno Voigt an Generaldirektor Eberhard Bartke, 9. September 1977.

21 Siegmar Nahser war ab 1983 Direktor der Ostasiatischen Sammlung des Pergamon-Museums in Berlin.

22 Persönliche Mitteilung von Antje Richter und Matthias L. Richter vom 6. Juli 2021. Beide sind seit 2007 in der Abteilung für asiatische Sprachen und Zivilisationen an der Universität von Colorado, Boulder, USA, tätig.

23 Bruno Voigt war Maler, Zeichner und Grafiker anfänglich im Stile des Verismus; nach dem 2. Weltkrieg kurze Zeit Kulturpolitiker in Gotha und Berlin. Ab 1954 leitete er die Ostasiatische Sammlung des Pergamon-Museums in Berlin. Er förderte Yang Enlin, und beide verband die gemeinsame Leidenschaft für die Malerei.

24 E-Mail von Siegmar Nahser an Konrad Herrmann vom 14. Juni 2021.

25 Die deutsche Ausgabe gibt im Wesentlichen den ersten Band der chinesischen Ausgabe wieder, die vier Bände umfasst.

26 „Die Besonderheiten der chinesischen Malerei und ihre Schulen: Über das Wesen der chinesischen Malerei“, in: Chinesische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts, 1985, S. 18.

27 Diese Gedichte liegen nur in verstreuter Form vor.

28 Einladung zur Vernissage 9. Kunstausstellung am 13. März 2001 in der Park-Klinik Weißensee. In der Einladung wird der Maler mit einer Kurzvita vorgestellt.

29 Peter H. Feist war ein Kunsthistoriker. Ab 1982 leitete er das Institut für Ästhetik und Kunstwissenschaften der Akademie der Wissenschaften.

30 Friedrich Reichel ist ein Experte für ostasiatisches Porzellan in der Staatlichen Porzellansammlung des Zwingers in Dresden.

31 „In Museen“, Neues Deutschland, 6. November 1987, S. 9.

32 Thomas Ulbrich ist Antiquar in Berlin.

33 E-Mail von Thomas Ulbrich an Siegmar Nahser vom 12. Juni 2021.

34 Yang Enlin, Chizi xinsheng, 1998, S. 122–136.

35 Ein Höhepunkt der offiziellen Erinnerung an Zheng He war das Jahr 2005, in dem die 600. Wiederkehr des Aufbruchs von Zheng He zu seiner ersten Seereise im Jahre 1405 gefeiert wurde.

36 Yu Dafu war ein chinesischer Schriftsteller, der sich in seinen Werken der Umgangssprache bediente und an der Gründung der Literaturgesellschaft Chuangzao 創造 (Schöpfung) beteiligt gewesen war. Weil Yu Dafu die Verbindung von Politik und Literatur ablehnte, trat er aus der Liga der linken Schriftsteller aus, deren Mitglied er war.

37 Ruth Werner war eine deutsche Kommunistin, Schriftstellerin und Agentin des sowjetischen Geheimdienstes GRU, wo sie mit dem Decknamen „Sonja“ geführt wurde. Über diese Tätigkeit für die Sowjetunion schrieb sie die 1977 erschienene Autobiografie „Sonjas Report“.

38 Richard Sorge war ein deutscher Kommunist, Schriftsteller, Journalist und für den sowjetischen Geheimdienst GRU tätiger Spion. Er lieferte das genaue Datum des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion (22. Juni 1941), das Stalin allerdings ignorierte. Sorge bezahlte seinen Einsatz als Spion in Japan mit seinem Leben.

39 Ding Ling war eine politisch aktive chinesische Schriftstellerin, die mit ihren Werken für die Rechte der Frauen eintrat. 1936 begab sie sich nach Yan’an 延安, wo sich das Stützpunktgebiet der Kommunisten um Mao Zedong befand. Weil sie immer wieder die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität in der Kommunistischen Partei Chinas kritisierte, wurde sie 1957 als Verräterin und Rechtsabweichlerin nach Beidahuang 北大荒 (Große nördliche Ödnis) hoch im Norden an der Grenze zur Sowjetunion verbannt, wo sie während der Kulturrevolution auch inhaftiert war. Erst 1979 wurde sie aus der Haft entlassen und rehabilitiert.

40 Fritz Gruner war als Sinologe am Institut für Asienwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin tätig. Er ist als Übersetzer zahlreicher Werke der modernen chinesischen Literatur bekannt, z.B. von Mao Dun 矛盾 und Wang Meng 王蒙. Siehe auch den Nachruf von Irmtraud Fessen-Henjes und Eva Müller, „Fritz Gruner zum 80. Geburtstag (14.5.1923–14.11.2001)“, Hefte für Ostasiatische Literatur 34 (2003), S. 86-88.

41 Siegfried Streller, ein Schüler von Hans Mayer, war ein deutscher Germanist und an der Humboldt-Universität Berlin tätig.

42 Eva Müller ist eine deutsche Sinologin und Spezialistin für chinesische Literatur. Sie war bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1998 an der Humboldt-Universität Berlin tätig.

43 Die Romanistin Irmgard Nickel hat französische Literatur, z.B. von Émile Zola, übersetzt.

44 Der Kiepenheuer-Verlag wurde von der Treuhandanstalt mit einem Prozess wegen des Verkaufs von ihm gehörenden Grafiken überzogen, der ihn an den Rand des finanziellen Ruins brachte.

45 Brief Yang Enlin an K. Herrmann vom 28. Mai 1989.

46 Yang Enlin, Chizi xinsheng, 1998, S. 191–197.

47 Brief Yang Enlin an K. Herrmann vom 3. September 1992.

48 Brief Yang Enlin an K. Herrmann vom 31. Dezember 1997.

49 Einladung zur Vernissage 9. Kunstausstellung am 13. März 2001 in der Park-Klinik Weissensee.

50 Brief Yang Enlin an K. Herrmann vom 23. Juli 2005.

Reprints and Corporate Permissions

Please note: Selecting permissions does not provide access to the full text of the article, please see our help page How do I view content?

To request a reprint or corporate permissions for this article, please click on the relevant link below:

Academic Permissions

Please note: Selecting permissions does not provide access to the full text of the article, please see our help page How do I view content?

Obtain permissions instantly via Rightslink by clicking on the button below:

If you are unable to obtain permissions via Rightslink, please complete and submit this Permissions form. For more information, please visit our Permissions help page.